Nach seinem Bilde

Nachricht Osterode, 26. Januar 2025

Gedenkgottesdienst für die Opfer des Nationalsozialismus

@Christian Dolle

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit und die unmenschliche Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten in ihrem ganzen Schrecken sichtbar. Damit das nicht in Vergessenheit gerät, damit sich Geschichte in dieser Weise nicht wiederholt, wird dieses Tages vor 80 Jahren gedacht, in St. Aegidien in Osterode mit einem besonderen Gedenkgottesdienst.

Pastorin Johanna Friedlein, Pastor Johann Hinrich-Witzel und Pastorin Susanne Bachmann-Günther gestalteten diesen Gottesdienst gemeinsam mit Konfirmand*innen aus Osterode und Schüler*innen der BBS II. Die jugendlichen und jungen Erwachsenen erinnerten stellvertretend für alle anderen jüdischen Mitbürger, die unter der Schreckensherrschaft der Nazis ermordet wurden an Amanda Bruckmann und an Jakob Levi, für die es Stolpersteine in der Stadt gibt.

Weiterhin wurde das Menschenbild der Nationalsozialisten, das nur Gleiche unter Gleichen akzeptiert, dem christlichen Menschenbild szenisch gegenübergestellt. Letzteres sieht alle Menschen mit all ihren Unterschieden als eine Gemeinschaft, da wir alle, wie Pastor Witzel deutlich machte, nach dem Bild Gottes erschaffen sind. Mehr braucht es im Grunde nicht, um deutlich zu machen, dass christlicher Glaube und rassistische Ideologie unvereinbar sind.

Dementsprechend ging es im Fürbittengebet dann nicht nur um die Opfer der Nationalsozialisten, sondern auch um alle vertriebenen Jüdinnen und Juden, um sämtliche im Dritten Reich verfolgten Menschen, um jene, die wegen ihrer sexuellen Neigungen verachtet werden, um Menschen mit Behinderungen, um ethnische Minderheiten und zuletzt auch um die beiden ermordeten Menschen in Aschaffenburg, ein Kindergartenkind sowie sein Vater, der sich zwischen den Angreifer und die anderen Kinder warf. Zum Erinnern kam somit auch eine Mahnung an unsere heutige Gesellschaft hinzu.

Dass dieses Erinnern, diese Mahnung gerade von jungen Menschen kam, gibt Hoffnung. Dass sie sich zuvor im Unterricht sehr intensiv, wie Susanne Bachmann-Günther bekräftigte, mit der Thematik auseinandersetzten, umso mehr. Ebenso, dass die Musik aus jüdischer Tradition überlebte. Im Gottesdienst gab es zudem bereits einen Vorgeschmack auf das anschließende Klezmer-Konzert mit dem KlezPO aus Göttingen.

Am heutigen Montag, 27. Januar, findet ab 17 Uhr die offizielle Gedenkstunde auf dem Kornmarkt statt.

Christian Dolle