Wie drei Stunden Programm wie 90 Minuten erscheinen

Nachricht Zellerfeld, 27. Oktober 2025

Kabarett mit Matthias Schlicht in St. Salvatoris in Zellerfeld

@C. Dolle

 

Es gibt Themen, über die man lieber nicht redet, aber wenn man nicht darüber redet, wird es auch nicht besser“, stellte Kabarettist und Pastor Matthias Schlicht bei seinem Besuch im Harz fest. Also redete er über viele Themen, brisante, persönliche, absurde. Und ja, wie er darüber redete, mit Humor und Hintersinnigkeit, machte sie letztlich ein bisschen besser.

„Ach du liebe Zeit!“ hieß das Programm, mit dem Matthias Schlicht in St. Salvatoris in Zellerfeld zu Gast war. Viele wollten ihn sehen, hören, wiedertreffen, denn Clausthal-Zellerfeld war seine langjährige Wirkungsstätte als Theologe. Nun also war er als Kirchenkabarettist hier, zeigte eine andere Seite, die eigentlich gar nicht so anders war. Oft waren es persönliche Anekdoten aus dem Pastorenalltag, skurrile Hochzeiten oder auch Taufen.

Letztere zeichneten sich für ihn vor allem durch manche Namen der getauften Kinder aus. Schokominza, Rapunzel oder auch Matt Eagle seien in Deutschland zugelassene Namen, erzählte er. Ebenso Solarfried. Atomfried allerdings nicht. Na immerhin. Dagegen aber sterben bestimmte Begriffe der deutschen Sprache aus, was nicht immer Zeichen der Verbesserung sei. Dies sei unter anderem das Wort „Schlüpfer“, der neudeutsch eben „Slip“ heiße, oder auch das Wort „Lichtspielhaus“ oder „Münzsprechapparat“.

„Wenn ich meine Konfirmanden frage, was ein Münzsprechapparat ist, schlagen die im Alten Testament nach.“ Auf diese Weise verband Matthias Schlicht immer wieder augenzwinkernde Zeitkritik mit persönlichem Pastorenalltag, was sein Kabarett besonders macht. Auch Musik durfte nicht fehlen, so beispielsweise ein Lied mit den vielsagenden Zeilen: „Nichts reimt sich auf Zellerfeld… außer Arsch der Welt… so bleiben wir allen, die Stadt ohne Reim.“

Auch die St. Salvatoris-Kirche selbst bekam ihr Fett weg, nämlich gleich zu Beginn, als er erklärte: „Das Programm war für 90 Minuten gemacht, ich muss hier wegen des Halls langsam sprechen, also stellen Sie sich auf drei Stunden ein.“ Nein, die wurden es nicht. Leider. Denn trotz der besonderen Akustik und der Kälte – dagegen gab es in der Pause heiße Getränke – war es ein äußerst kurzweiliger Abend, der für viele viel zu schnell endete.

Aber so ist da nun mal mit der Zeit, sie verrinnt beim Lachen besonders schnell. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „Vom Umgang mit der Zeit“ statt. Pastorin Ute Rokahr verwies daher auf eine weitere Veranstaltung am 5. November um 19 Uhr in St. Marien in Osterode mit dem Titel „Zeiterleben im Barock“. Beim Vortrag und im anschließenden Gespräch mit Martina Trauschke aus Hannover wird es etwas ernster werden, aber vielleicht ebenfalls interessant.

Christian Dolle