Besuch bei einem Treffen der ehrenamtlichen Flüchtlingspaten in Hattorf
Es gibt sie fast überall, in fast allen Städten und Gemeinden. Seit 2015 wurden sie immer mehr, sie organisierten sich und bauten tatkräftige Strukturen auf. Sie agierten überall dort, wohin staatliche Institutionen nicht gelangen und wo sich luftleere Räume bilden. Gemeint sind die Ehrenamtlichen, die sich für Flüchtlinge engagieren und meist ohne viel Aufsehen alles dafür tun, dass trotz für weit mehr Aufsehen sorgender Bürger vielerorts Integration gelingen kann.
Auch in Hattorf gibt es eine Gruppe, die sich in der Gemeinde lebenden Familien aus unterschiedlichen Krisengebieten annimmt und ihnen dabei hildt, einen Neuanfang zu gestalten. Elke Kreth-Schumann und Jürgen Groger sind in der Gruppe engagiert und brachten in Kooperation mit der Oberschule Deutschkurse auf den Weg. "Es ist doch eine Menge Arbeit, so dass wir den Deutschunterricht inzwischen nicht mehr schaffen", sagen beide. Zudem sehen sie ´hier die offiziellen Stellen in der Pflicht, für praktikable Lösungen zu sorgen.
Zudem gehört längst nicht mehr nur das Ankommen, also die erste Wohnungseinrichtung und die ersten Behördengänge, zu den Aufgaben der ehrenamtlichen Helfer, sondern inzwischen immer komplesere und vor allem spezifischere herausforderungen. So gab es im Sommer beispielsweise einen Vorfall im Schwimmbad, bei dem ein Kind einer Flüchtlingsfamilie nur knapp einem schlimmeren Schicksal entgangen ist.
Der siebenjährige Junge konnte sich wohl nicht mehr püber Wasser halten, erzählen einige aus der Gruppe, ging unter und wurde zum Glück rechtzeitig von anderen Badegästen entdeckt. Schnell wurde er aus dem Becken geholt, erstversorgt und sofort der Notarzt alamiert. "Die Sanitäter lobten die Erstversorgung im Schwimmbad, dadurch wurde viel Schlimmers verhindert", erzählen sie. Zwar wurde er mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht, doch inzwischen laufe er schon wieder durch den Ort und es gehe ihm gut.
Jetzt wird gemeinsam überlegt, wie es möglich ist, Schwimmkurse für Flüchtlingskinder und vielleicht sogar Erwachsene anzubieten. Männer aus dem arabischen Raum können häufig schwimmen, Frauen jedoch selten. Viele Familien wollen gerne, dass ihre Kinder schwimmen lernen, zumal es in der Schule sowieso auf sie zukommt. Allerdings sind manche der Auffassung, dass ihre Religion den Mädchen das Schwimmen untersagt.
Durchaus ähnlich ist es beim Fahrradfahren, auch hier wollen viele lernen, nicht zuletzt, um in Hattorf, Wulften, Hörden und Elbingerode flexibler zu sein und manch Angebote nutzen zu können, die sonst nur schwer erreichbar sind. Jeder Kurs, jedes Angebot bedeutet Gemeinschaft und ist somit ein Schritt zur Integration. Dabei sei gerade der Austausch wichtig, denn im Moment hätten viele Familien Angst vor der Abschiebung, was bei einigen sogar dazu führt, dass sie nicht mehr an Srachkursen teilnehmen und fast auschließlich zuhause bleiben.
Um dem entgegenzuwirken gibt es aktuell Planungen für einen Tag der Kulturen im Dorfgemeinschaftshaus. Noch werden Idden gesammlt, die dann am 29. Oktober uzu einem bunten Fest führen sollen, das zum Kennenlernen, zum Austausch und vielleicht auch zum Abbauen von Vorurteilen einlädt. Das ist auch den ehrenamtlichen Helfern wichtig, denn viele von ihnen haben schon Getuschel oder sogar offene Kritik für ihr Engagement zu hören bekommen. Das tue zwar weh, halte sie aber nicht advon ab, auch weiterhin alles für ein gutes Miteinander aller im Ort zu tun.
Christian Dolle