… sind fit für ihren ersten Einsatz am Tag des offenen Denkmals
Das ist schon etwas Besonderes: Kinder kommen in der Sommerferienzeit eine ganze Woche lang vormittags in die Sankt Marienkirche, um zu lernen! Sie haben sich zur Ausbildung als Kinder-Kirchen-Führer angemeldet. Sie können dann zum Beispiel ihre eigenen Schulklassen führen oder ihren Eltern oder auch fremden Kirchenbesuchern viel Interessantes über unsere Kirche berichten.
Ein Kirchenraum erzählt vom Leben und Glauben vieler Generationen vor uns. Wer etwas über sie erfahren will, geht auf Spurensuche. Da gibt es viele Dinge, die aufwändig gestaltet sind: in Stein gemeißelte Inschriften, schwer zu entziffern, Bilder, die Geschichten erzählen und Figuren, deren Farben eine feste Bedeutung haben.
Man kann auch die mehr zufälligen Spuren finden, wie die mit Bleistift an das Gewölbe gekritzelten Namen der Dachdecker, Schornsteinfeger oder auch Konfirmanden vergangener Jahrhunderte.
Wie viele Fachwörter und wieviel Fachwissen dazugehören, wenn man sachkundig berichten will, das erstaunte die Kinder sehr. Woher kommen die Namen wie Kirchenschiff und Altarschrein? Was ist der Unterschied zwischen Kirchturm und Dachreiter? Warum sind alte Kirchen in der Regel von Westen nach Osten ausgerichtet?
Zeitverständnis will eingeübt sein, und das gelingt 8 bis 13-jährigen durchaus, wenn sie sich an Sichtbarem orientieren können. So tasteten sie sich mit Augen, mit Fingern und ihrem Verstehen von der Gegenwart in die Vergangenheit: vor fast 100 Jahren wurde die Gedenktafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges geschnitzt, vor 200 Jahren stifteten die Schachtrupps das Bleidach für unseren Dachreiter, vor 300 Jahren wurde die Barockorgel eingebaut, vor 400 Jahren ….. halt!
Alles soll noch nicht verraten werden, es muss spannend bleiben, denn am Tag des offenen Denkmals wird zur ersten Kirchenführung eingeladen, die von den Ferienpass-Kindern dieses Jahres verantwortet wird. Dann werden sie auch vom Orgeltag berichtet, an dem der Marienorganist Peter Wendlandt als Sachverständiger den Schülern die verschiedenen Orgelpfeifen vorstellte und die Register ausprobieren ließ. Erwachsene vergessen oft, wie schwer es ist, sachkundig zu erklären, z.B. warum die Orgel die „Königin der Instrumente“ genannt wird.
Dieses gelungene Ferienpassangebot hat schon zum 2. Mal in Sankt Marien stattgefunden und wieder gezeigt, dass in einer Kirche fast nichts zufällig ist, weder die Farben, noch die Symbole, man muss sie nur „lesen“ können – so, wie es auch die Menschen des Mittelalters taten, die Schrift zu lesen nicht gelernt hatten. Ein Widerspruch? Alexander, Anna, Philip, Julie, Jan und Janina erklären es Ihnen gern, denn sie haben sich fit gemacht und können berichten.
Programm am Tag des Offenen Denkmals am 11. September 2016:
Ab 10.30 Uhr Meditationsweg im Kirchgarten: Ruhe finden
12.00 Uhr 1. Kirchenführung: „Kinder führen Kinder und ihre Eltern“
Abschluss der Ausbildung zum Kinder-Kirchen-Führer
15.00 Uhr 2. Kirchenführung: Schwerpunkt „500 Jahre Marienaltar“
18.00 Uhr Gottesdienst zum Abschluss des Tages
Uta Herrmann