
Pastor Alexander Lücke wohnt zurzeit in der Kurpredigerwohnung in Bad Lauterberg und lädt gerne zu einem Kaffee oder Tee ein
Küche und Wohnzimmer in einem, dafür mit Blick auf die Kirche. In der Nische noch eine kleine Sitzecke. Nebenan das Schlafzimmer mit Bett und Schrank – mehr passt nicht rein – und angrenzend ein Duschbad. Das ist sie, die Kurpredigerwohnung im Gemeindehaus in Bad Lauterberg. Etwas in die Jahre gekommen, aber irgendwie auch gemütlich. Das findet auch Pastor Alexander Lücke, der die kleine Wohnung im Stadtzentrum Anfang Juni vorübergehend bezogen hat. Sein Aufgabenbereich umfasst die Kasualvertretung und Gottesdienste in Bad Lauterberg, Barbis, Bartolfelde, Osterhagen und Steina. Kennengelernt hat der 42-Jährige, der zehn Jahre als Pastor in Norwegen tätig war, inzwischen bereits alle fünf Gemeinden. „Mir sind ganz tolle Menschen begegnet: Offen, neugierig und immer für ein Schwätzchen zu haben.“ Genau wie er selbst. Deshalb lädt der gebürtige Westfale auch gerne zu Kaffee, Tee oder Wasser in die Kurpredigerwohnung ein. Um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. „Offene Häuser und Türen sind in Norwegen selbstverständlich – das habe ich hierher mitgenommen“, sagt der Pastor, der in seiner Freizeit gerne joggt und Klarinette spielt, lächelnd. Seine Tage in Bad Lauterberg sehen ganz unterschiedlich aus: „Manchmal habe ich keine Termine, dann bin ich wieder von um 10 bis abends unterwegs. Man kann sich Freiräume schaffen, das ist das Tolle an diesem Beruf.“ Und wenn es mal stressig war, trainiert Alexander Lücke für sein großes Ziel: 2017 seinen nächsten Marathon zu laufen. Zwei hat er schon geschafft. „Das war eine unglaubliche Erfahrung! Die liegt allerdings schon einige Jahre zurück“, erzählt der Pastor schmunzelnd. Zu seinen Aufgaben gehören Trauergespräche, Beisetzungen, Jubelhochzeiten und Trauungen – auch einen Gottesdienst im Seniorenheim habe er schon begleitet. „Die Begegnungen hier waren wirklich schön und die Kollegen sind sehr nett. Auch im Supermarkt bin ich schon angesprochen worden.“ Auch hier habe er eine Einladung zum Tee ausgesprochen. Denn: „Es ist die Begegnung mit den Menschen, die ich wertschätze. Die Seelsorge. Und warum nicht mal einen Gottesdienst im Wohnzimmer veranstalten?“, stellt er die Frage in den Raum. In Norwegen sei dies im Winter völlig normal, da es sich nicht lohne, für eine Handvoll Gottesdienstbesucher die Kirche zu heizen.
Sowieso sieht Alexander Lücke die Kirche im Wandel. „Wichtig ist, dass das Wort Gottes verkündigt wird“, ist er der Meinung – aber der Wochentag, Ort und Uhrzeit sind vielleicht flexibler zu gestalten, als noch vor einigen Jahren. „Heute treten wir in Konkurrenz mit dem Internet, mit Pokémon Go und einer Vielzahl von Sportmöglichkeiten. Es wird neue Wege geben“, ist sich Lücke sicher. Vielleicht lässt sich ja doch noch eine Gemeinde auf das Wohnzimmer-Experiment ein. Und dann sieht man weiter...
Öffentlichkeitsbeauftragte Mareike Spillner