Pascal Simoleit ist beim Landkreis Osterode für alles zuständig, was mit Integration zu tun hat
Die Flüchtlingssituation in Deutschland schuf einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge bereits jetzt mehrere zehntausend Jobs. Einer davon ist der von Pascal Simoleit, der bei der Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe des Landkreises Osterode in gewisser Weise das „Mädchen für alles“ ist. Häufig, wenn Probleme auftauchen oder knifflige Fragen zu klären sind, heißt es: „Fragen Sie mal Herrn Simoleit, der weiß das.“ Ein guter Grund, einmal zu fragen, was Pascal Simoleit alles weiß bzw. was sein Job genau umfasst.
Seit etwa einem Jahr hat er diese Stelle jetzt und ist ein wichtiges Bindeglied für alle, die mit Flüchtlingen arbeiten, bringt weitere Initiativen wie zum Beispiel durch die Integrationslotsenschulung auf den Weg und arbeitet daran, dass Integration hier gelingen kann. „Überall werden Überstunden gerissen, auf allen Ebenen“, beschreibt er die Auswirkungen der vermehrt nach Deutschland kommenden Flüchtlinge für den Landkreis. Daher wurde seine vom Land Niedersachsen geförderte Stelle ja geschaffen. Doch in der ersten Zeit galt es vor allem, Theorie und Praxis einigermaßen in Einklang zu bringen. „Wir mussten erst einmal sehen, was diese Stelle überhaupt will, das war schon spannend“, erinnert er sich an die Anfänge.
Froh war er über die funktionierenden Netzwerke, die es in der Region bereits gab und ist nach wie vor überzeugt, „der Landkreis hat das ganz gut hinbekommen, es sind viele gute Sachen passiert.“ Dabei denkt er beispielsweise an eine Informationsveranstaltung für Helfer in Bad Sachsa, die er zusammen mit dem Sozialamt initiiert und bei der er mit vielleicht 20 Teilnehmern gerechnet hatte. „Aber das uns zur Verfügung gestellte Gemeindehaus war rappelvoll, ich war, sagen wir mal, freudig erstaunt und mir wurde klar, dass wir das hinbekommen können.“
Pascal Simoleit ist im Harz aufgewachsen, studierte in Erfurt Erziehungs- und Sozialwissenschaften und lässt sich durch neue Herausforderungen wie eine Stelle, die er selbst mitprägen muss, nicht abschrecken. Vor allem dann nicht, wenn am Ende Vorurteile abgebaut und Menschen in Kontakt gebracht werden können. Das gilt insbesondere auch für Flüchtlinge und Firmen im Landkreis, denn einerseits ist Arbeit eine der besten Möglichkeiten zur Integration und andererseits brauchen die hiesigen Firmen dringend gute Mitarbeiter. „Vor allem in der Pflege, aber auch im Handwerk werden vermehrt Leute gebraucht“, stellt Simoleit fest, „Es geht nicht nur um die Vermittlung von Jobs, sondern um Ausbildungen und auch darum, den Flüchtlingen zu erklären, warum das so wichtig ist.“ Daher arbeitet er eng mit der Koordinierungsstelle Bildung-Beruf zusammen.
Ebenso ist er auch gut mit dem Kirchenkreis Harzer Land vernetzt, begleitet die dortige Arbeitsgruppe zur Flüchtlingsarbeit und kooperiert natürlich auch mit der neuen Flüchtlingssozialarbeiterin Dana Pruss, die er übrigens bereits aus ihrer Zeit in St. Andreasberg kennt. Überhaupt sieht er es als Vorteil an, dass man in der Region fast jeden kennt und vieles relativ unbürokratisch geregelt werden kann.
Etwas anders sieht es da seiner Meinung nach auf Landes- und Bundesebene aus, wo vieles noch nicht richtig ineinandergreift und daher oft noch knirscht. So müssten – auch wenn er für die Angebote bei STArQ nur lobende Worte hat – Sprachkurse insgesamt noch viel breiter gefächert werden, um Nicht-Muttersprachlern überhaupt die Chance auf eine Ausbildung und damit eine Zukunft in Deutschland zu geben. „Ich vergleiche es manchmal mit einem Marathon“, sagt er, „der Startschuss ist schon gefallen, aber wir sind überall noch dabei, die Strecke abzustecken.“
So sei es auch wichtig, keine Ungerechtigkeiten zu schaffen und sozial schwächere Deutsche nicht hinter den Flüchtlingen zurückstecken zu lassen. Simoleit will in seinem Job natürlich alles Menschenmögliche für Flüchtlinge tun, doch er sagt auch ganz deutlich: „damit die Stimmung nicht kippt, müssen wir immer darauf achten, die Verhältnismäßigkeit zu wahren.“
Genau das ist letztlich auch für ihn persönlich wichtig, denn um eben nicht zum „Mädchen für alles“ zu werden, braucht er auch den nötigen Abstand zur Arbeit und nicht zuletzt einen Ausgleich. Den findet er beim Gitarrespielen, beim Laufen und auch in seiner ehrenamtlichen Arbeit bei der Bergwacht und es klappt, wie es scheint, ziemlich gut. „Ich bin diese Stelle“, sagt er, „es ist eine Arbeit, bei der ich mich sehr einbringen muss, doch ich muss gestehen, ich mache es gerne.“
Christian Dolle, Öffentlichtskeitsbeauftragter des Kirchenkreises Harzer