Ein Pastor drehte am Rad

Nachricht Clausthal-Zellerfeld, 11. Mai 2016
Der Erlös der Aktion kommt natürlich der Gemeinde zugute
Der Erlös der Aktion kommt natürlich der Gemeinde zugute. Foto: Christian Dolle

André Dittmann als Drehorgelspieler auf dem Oberharzer Bergbauernmarkt

Von wegen immer dieselbe Leier: Mit seinem Auftritt als Drehorgelspieler beim ersten Oberharzer Bergbauernmarkt in Clausthal-Zellerfeld betrat André Dittmann ganz eindeutig berufliches Neuland. Eigentlich ist er nämlich Pastor im Oberharz und wendet sich eher mit Predigten an die Gemeinden in Zellerfeld und Lautenthal. Dass er am vergangenen Donnerstag sozusagen am Rad – na gut, an der Kurbel – drehte und seine Zuhörer mit „Alte Kameraden“ und ähnlichem Liedgut erfreute, hätte er sich vor einigen Monaten vermutlich selbst noch nicht vorstellen können.

Hintergrund für die Aktion war ein Flashmob im März zum 333-jährigen Bestehen der St. Salvatoris-Kirche. Pastor Dittmann wettete damals, dass sich 333 Zellerfelder vor der Kirche zur Zahl 333 aufstellen. Er gewann die Wette sehr eindeutig und war davon dann so gerührt, dass er – wohl in einem Anflug von Leichtsinn – sagte: „Es rührt mich sehr, dass sich so viele an der Aktion beteiligt haben – und das an einem Wochentag am Vormittag. Das zeigt mir, dass die Kirche für die Bürger eine Bedeutung hat. Bei diesem tollen Einsatz gebe ich natürlich gerne etwas zurück und mache mich zum Horst.“

So stand er am vergangenen Donnerstag in Bergmannstracht und mit einer geliehenen Drehorgel auf dem ersten Bergbauernmarkt des Jahres und spielte. Relativ schnell waren einige Vertreter der Kirchenvorstände an seiner Seite, redeten ihm gut zu und hielten auch ein Plakat, das die Marktbesucher an die Aktion und den Wetteinsatz erinnerte.

Doch was war das? Zum einen mussten viele Zellerfelder gar nicht erinnert werden, sondern wussten: „Ach ja, da war ja was.“ So weit weg scheint das Kirchengeschehen vom allgemeinen Gemeindeleben also gar nicht zu sein. Und zum anderen strahlte André Dittmann schon bald übers ganze Gesicht. Fand er etwa Gefallen an der Aktion? „Ja sicher, es macht doch Spaß“, sagte er, „Sorgen mache ich mir erst, wenn die Leute fordern, ich soll dass jetzt jeden Sonntag statt einer Predigt machen.“

Auch wenn viele begeistert von ihrem fleißig kurbelnden Pastor waren, diese Forderung stellte niemand. Vielleicht eben auch, weil Kirchgänger wissen, Gottesdienst ist keinesfalls immer dieselbe Leier, sondern die gelebte Beziehung zu Gott, die sich durchaus auch mal in etwas schrägen Aktionen darstellen darf.

 

Christian Dolle, Öffentlichtskeitsbeauftragter des Kirchenkreises Harzer