
Von Heimatgefühl und Glaube im Seniorenheim Pöhlde
„Der Frieden des Herrn sei mit Euch allen“, begrüßt Pastor Andreas Schmidt die 25 Senioren, die sich an diesem Montagmorgen in der Cafeteria des Landhauses am Rotenberg in Pöhlde zum Gottesdienst eingefunden haben. Andächtig lauschen sie den Begrüßungsworten des Pastors, dann wird gemeinsam das Lied „Nun danket alle Gott“ gesungen. „Ich freue mich immer, wie schön Sie mitsingen und alle Texte auswendig kennen“, sagt Pastor Schmidt lächelnd. Eine Dame erwidert keck: „Ja, wenn der Anfang da ist, dann geht es automatisch weiter.“ Nach einem weiteren Lied hören die Senioren gebannt zu, wie die Betreuungskraft Hille Schneider die Geschichte vom alten Mann aus Kreta vorliest, der unbedingt Erde von seiner geliebten Insel mit in den Himmel nehmen möchte. Zwar gelingt ihm das nicht, aber als er in den Himmel kommt, ist das erste, das er erblickt, seine geliebte Insel Kreta. Schon lange für ihn vorbereitet. „Liebe Gemeinde. Vor langer Zeit gab es jemanden, der hieß Abraham und Gott sagte ihm: Zieh los, um eine neue Heimat zu finden. Und er nahm seine Frau und die drei Esel und zog los.“ Pastor Andreas Schmidt erzählt diese Geschichte von Heimatgefühl und Glaube langsam und andächtig, aber auch schwungvoll, mit viel Mimik und ausladender Gestik. Auch die Karten mit den Begriffen, die den Senioren bei der Gottesdienstvorbereitung vor einigen Wochen zum Thema Heimat einfielen, sind in die Geschichte eingebunden. „Kann das Neue denn überhaupt unsere Heimat werden? Das fragen sich die beiden. Sie wissen: Der Zusammenhalt ist wichtig“, sagt Schmidt und hält die Karte hoch, auf der das Wort Zusammenhalt geschrieben steht. Eine Dame fühlt sich so von Pastor Schmidts Auftreten angesprochen, dass sie mehrmals laut gluckst und kichert. Und auch die anderen Besucher der Andacht sind sichtlich bewegt. „Manche sind traurig, andere fröhlich – aber immer wieder bewegt der Gottesdienst. Hier ist den Menschen die Andacht noch wichtig“, erklärt Pastor Andreas Schmidt im Anschluss, nachdem Glaubensbekenntnis und Vaterunser gesprochen sind und er jedem Bewohner die Hand gegeben hat. „Alles Gute wünsche ich Ihnen“, sagt der Pastor gerade zu einem älteren Herrn, der das Gespräch mit ihm gesucht hatte. Hille Schneider, die den Gottesdienst ehrenamtlich begleitet und dessen Dienst im Seniorenheim erst später an diesem Tag beginnt, flüstert mir zu: „Der Herr dort wollte vorhin gar nicht mit zur Andacht. Er sagte, mit Kirche habe er nichts am Hut. Und nun spricht er das Vaterunser mit und bedankt sich beim Pastor.“ Der Glaube ist wohl doch wichtig. Und wie zum Beweis fällt mein Blick auf einen Rollator. Und was liegt darin? Der Pöhlder Gemeindebote.
Einmal im Monat findet ein Gottesdienst im Seniorenheim „Landhaus am Rotenberg“ in Pöhlde statt. Im April musste er aufgrund Krankheit ausfallen, deshalb wurde der Termin gestern nachgeholt. Die nächste Andacht ist für Freitag, den 20. Mai, um 10.30 Uhr geplant. Alle Interessierten sind dazu willkommen.
Mareike Koch, Öffentlichkeitsbeauftragte des Kirchenkreises Harzer Land