
Gottesdienst im Seniorenheim in Pöhlde
Andächtig sitzt eine Rentnergruppe in der Cafeteria des Landhauses am Rotenberg in Pöhlde. In der Senioreneinrichtung steht heute Gottesdienstvorbereitung auf dem Programm. Alle hören zu, wie die Betreuungskraft Hille Schneider die Geschichte vom alten Mann aus Kreta vorliest, der unbedingt Erde von seiner geliebten Insel mit in den Himmel nehmen möchte. Zwei Mal versucht er dies, beim dritten Mal jedoch entrinnt ihm die Erde aus den Händen. Und was ist das erste, das seine Augen im Himmel erblicken? Seine geliebte Insel Kreta. Wie haben die Bewohner des Seniorenheimes die Geschichte erlebt? „Der Zusammenhalt ist wichtig. Dass einer dem anderen hilft, wenn er nicht mehr weiter weiß“, sagt eine alte Dame. Eine andere verdeutlicht: „Da wo man lebt, da fühlt man sich zu Hause. Zufriedenheit ist wichtig. Und auch mal daran zu denken, anderen helfen zu können und selbst Hilfe anzunehmen.“ Und was verbinden sie mit Heimat? Was würden sie mitnehmen wollen? „Die guten Gedanken an meine Heimat“, lautet eine Antwort. Eine weitere: „Heimat – das ist schwer zu sagen, wenn man sie verloren hat.“ Die Dame kommt gebürtig aus Oberschlesien und erinnert sich gut an ihr Elternhaus und an ihre schöne Jugend. „Auch jetzt: Wenn man weiß, das ist die letzte Station… Das ist nicht so leicht.“ Dem schließt sich eine andere Dame in der Runde an: „Ich wollte dorthin, wo meine Kinder leben.“ Dann herrscht kurz Stille. „Und was kommt nach der letzten Reise?“, fragt Pastor Andreas Schmidt hinein. „Er hat seine Heimat wiedergefunden!“, lautet die schnelle Antwort. Der Pastor fragt weiter: „Seine Heimat im Himmelreich finden – gibt es das?“ Eine der Damen in der Runde weiß die Antwort für sich: „Oh ja, das denke ich schon.“ Und eine weitere ist sich nicht so sicher: „Ich weiß nicht, es hat noch keiner gesehen.“ Die nächste antwortet: „Der Glaube zählt.“
Einmal im Monat findet ein Gottesdienst im Seniorenheim „Landhaus am Rotenberg“ in Pöhlde statt. Der nächste wird am kommenden Freitag, 22. April, um 10.30 Uhr unter dem Thema „Heimat“ gefeiert. Alle Interessierten sind dazu willkommen. Vorab werden auch die Menschen mit Demenz mit einer extra Andacht, dem Vaterunser, einem Kirchenlied und einer Salbung bedacht. „Damit werden die kognitiven Fähigkeiten geschult. Und die Reaktionen sind verblüffend: Manchen laufen die Tränen und wir merken: Etwas Positives kommt an“, weiß Hille Schneider. Und Pastor Andreas Schmidt ergänzt: „Jeder ist wichtig – und es ist die Aufgabe von Kirche, sich auf die Menschen einzustellen. Nicht andersherum.“
Mareike Koch, Öffentlichkeitsbeauftragte des Kirchenkreises Harzer Land