Superintendent Volkmar Keil ging noch einmal auf das christliche Abendland ein. Foto: Christian Dolle
Luther und Grönemeyer waren Themen der Kirchenkreistagssitzung
Auf seinen Vortrag zum christlichen Abendland hatte Superintendent Volkmar Keil viel Resonanz bekommen. Daher griff er das Thema bei der Kirchenkreistagssitzung am vergangenen Freitag noch einmal auf. Das christliche Abendland sei einerseits durch die Reformation geprägt, andererseits durch die Aufklärung. Erstere stehe für ein direktes Verhältnis zu Gott ohne einen Mittler, letztere mache den Menschen mündig und ermahne ihn, seinen Verstand zu bemühen.
Zwei Beobachtungen kamen ihm dazu in den Sinn. Kürzlich habe er im Zug zwei jungen Mädchen gegenüber gesessen, die mit ihren Handys beschäftigt waren. Erst nach einer Weile bemerkte er, dass sie miteinander kommunizierten, was ohne das Gerät offenbar nicht möglich war. „Smartphones sind eine wichtige, großartige Erfindung. Gerade im Blick auf Flüchtlinge wird das sehr deutlich. Sie sind unendlich wichtig als Hilfsmittel, um menschliche Verbindungen über tausende von Kilometern aufrecht zu erhalten“, stellte er fest. Wenn sie jedoch den direkten Kontakt ersetzen und zum notwendigen Mittler in der Kommunikation werden, sehe er das nicht mehr nur positiv.
Weiterhin habe er neulich jemanden getroffen, der eine bestimmte Adresse in Elbingerode suchte. Sein Navi habe ihn hergeführt, doch das gesuchte Ziel, fand er nicht. „Es stellte sich heraus, dass er eigentlich nach Elbingerode im Ostharz wollte“, erzählte Keil und stellte auch hier fest, dass ein Verlassen auf die Technik, statt auf den eigenen Verstand nicht unbedingt zum Ziel führt.
Letztlich, so holte er aus, könne man dies auch auf die Sterbehilfe übertragen. Auch dort dürften Maschinen den Menschen nicht ersetzen. „Wir reden so wenig wie möglich über den Tod, weil eine säkularistische Gesellschaft keine Antwort mehr auf ihn hat“, mahnte er, „das christliche Abendland blickt auf die Ewigkeit Gottes, unsere Gesellschaft nur aufs Diesseits.“ Dass er seine Gedanken nicht noch ausführlicher darlegte, war wohl auch der Tatsache geschuldet, dass in der Sitzung schon einige weitere große Themenkomplexe diskutiert worden waren.
Gleich zu Anfang lagen zwei Beschlussvorschläge für neue Stellen vor, eine im Bereich der seelsorgerliche Begleitung in den Altenheimen im Oberharz und eine FSJ-Stelle im Kreisjugenddienst. Beiden wurde ohne Diskussion zugestimmt. Auch bei den von Kirchenkreisamtsleiterin Christa Eulert vorgestellten Eröffnungsbilanzen sowie der Abnahme der Jahresrechnungen von 2010 bis 2012 für den damals noch dreigeteilten Kirchenkreis gab es wenig Diskussion, dafür aber umso mehr Lob für die Arbeit der Mitarbeiter. Immerhin mussten die sich auf die von der Landeskirche beschlossene Doppik umstellen, für die aber noch keine Vorgaben gemacht wurden, so dass vieles selbst erarbeitet wurde.
Lob gab es auch für Ingrid Baum als Vorsitzende des Kirchenkreistagsvorstands. Der wurde in der vergangenen Sitzung geschlossen im Amt bestätigt und sah es daher an der Zeit, Baum für ihre Arbeit zu danken.
Dagegen sorgte Pastor Dr. Uwe Brinkmanns Sachstandsbericht zum sogenannten Perspektivprozess für mehr Zähneknirschen. Immerhin werden hierbei Notwendigkeiten hinterfragt und es wird ermittelt, inwiefern Strukturen an die demografische Entwicklung im Harzer Land angepasst werden können. Ganz konkret heißt das, dass einige Pastorenstellen in den kommenden Jahren nur schwer wieder besetzt werden können und die Gemeinden wie auch der Kirchenkreis sich Wege überlegen müssen, um diese Situation aufzufangen.
„Wir müssen uns fragen, was Kirche eigentlich sein soll und will“, so Brinkmann, „sind wir ein Verein wie alle anderen auch oder doch etwas Besonderes?“ Wie fängt man auf, dass die Anzahl der Pastorenstellen sich verringern, die Zahl der Beerdigungen aber gleich bleiben wird? Was passiert mit den 33 Friedhöfen im Kirchenkreis? All diesen und einigen Fragen mehr muss man sich stellen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Bis Ende Juli sollen Ergebnisse aus allen Regionen zusammengetragen werden, erläuterte Brinkmann, dann werden diese gesichtet und im September könne dann die erste Idee eines neuen Stellenplans erarbeitet werden.
Noch weiter in die Zukunft blickte Pastor André Dittmann, der die Planungen zum Kirchenkreisfest im Reformationsjahr 2017 vorstellte. Unter dem Motto „Danke, Martin! - 500 Jahre Reformation feiern“ wird es vom 1. bis 3. September 2017 ein vielfältiges Programm in Osterode geben, bei dem sich der Kirchenkreis präsentiert. Viel Musik, unter anderem eine Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie, ist dabei, ein Markt der Möglichkeiten auf dem Kornmarkt und für den Festvortrag konnte kein geringerer als der in Clausthal-Zellerfeld geborene Mediziner Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer gewonnen werden.
Christian Dolle, Öffentlichkeitsbeauftragter des Kirchenkreises Harzer Land