Ein musikalisches Integrationsprojekt bei STArQ für Menschen
Wenn erwachsene Menschen mit bunten Plastikrohren herumtrommeln, haben sie entweder kräftig einen an der Murmel oder aber sie lassen sich auf ein spannendes Experiment ein. Tatsächlich sitzen in den Räumen von STArQ für Menschen in Osterode an jenem Freitag Kinder wie auch Erwachsenen im Stuhlkreis und sind völlig auf die bunten und unterschiedlich langen Kunststoffröhren fixiert, mit deren unterschiedlichen Tonhöhen sich nämlich Musik machen lässt.
„Musik kennt keine Grenzen“ nennt sich dieses Experiment, das der Musiktherapeut und -pädagoge Martin Hampe im Rahmen des Projektes „Gut ankommen in Niedersachsen“ anbietet. Es richtet sich an neu in der Region angekommene Flüchtlingsfamilien und deren ehrenamtliche Begleiter. Von denen sind an diesem Nachmittag einige gekommen, die einfach mal neugierig waren, was der Musiker ihnen bietet.
Boomwhackers, so heißen die Plastikrohre offiziell, sind so gefertigt, dass sie die Töne der C-Dur-Tonleiter erzeugen. Die kürzeren die hohen Töne, die längeren die tiefen. Um damit eine Melodie zu spielen, ist es also wichtig, auf die anderen zu hören, den Einsatz nicht zu verpassen und auch noch im gemeinsamen Rhythmus zu bleiben. Für einige in der Gruppe ist das am Anfang gar nicht so leicht, anderen gelingt es von Beginn an spielend. Eines jedoch wird bei allen deutlich, Sprachbarrieren existieren plötzlich keine mehr.
Egal, ob einige ausschließlich Arabisch sprechen und über Englisch als Hilfssprache übersetzt werden muss, die Musik versteht jeder intuitiv und sie schafft eine gemeinsame Basis. Sie erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl und zeigt vielleicht sogar, wie ähnlich sich alle Menschen doch im Grunde sind.
Das Lied, das Martin Hampe ausgesucht hat, besteht allerdings nicht nur aus Melodie und Rhythmus, sondern hat auch einen Text. Auch der wird in einem zweiten Schritt gemeinsam dazu gesungen. „Regentropfen fallen sacht in der warmen Sommernacht. Und ich höre wie die Tropfen leise an mein Fenster klopfen“, klingt es erst noch zögerlich, dann immer mutiger. „Vom Stil her könnte es auch ein arabisches Lied sein“, bemerkt eine Teilnehmerin lachend als es zum allgemeinen Verständnis übersetzt wird.
Der Nachmittag vergeht wie im Fluge, weil alle mit Begeisterung bei der Sache sind. Natürlich auch Martin Hampe selbst, der sich fest vorgenommen hat, mit diesem Projekt eine Band zu gründen. Doch der Spaß an der Sache ist nicht der einzige Grund für sein Angebot. „Ich bin überzeugt, dass der Spracherwerb durch Musik deutlich leichter ist“, sagt er.
Daher ist sein Projekt in etliche andere der gemeinnützigen GmbH STArQ für Menschen. Dienstags parallel zu den Sprachkursen von 10 bis 12 Uhr wird von Bärbel Rabs eine Kinderbetreuung angeboten. Jeden Mittwoch von 15 bis 17.30 Uhr lädt Kristina Brand zum Theater für Groß und Klein ein. Donnerstags von 15 bis 18 Uhr werden verschiedene Aktionen in der Eltern-Kind-Gruppe unter der Leitung von Maissa Alfarhan angeboten. Und freitags zeigt eben Martin Hampe, dass Musik keine Grenzen kennt. „Jeder, der Lust hat, kann gerne noch dazukommen“, sagt er, Erwachsene wie Kinder, Deutsche wie Flüchtlinge. Für alle, die Spaß an Musik haben, lohnt es sich auf jeden Fall.
Christian Dolle, Öffentlichtskeitsbeauftragter des Kirchenkreises Harzer