Landesbischof Ralf Meister fuhr bei ökumenischer Motorradwallfahrt im Eichsfeld mit
105 Motorräder rollten am gestrigen Sonntag durch das Eichsfeld. Grund war die ökumenische Motorradwallfahrt, die mit einem Segen von Propst Bernd Galluschke begann und bei einer Andacht mit Landesbischof Ralf Meister, der die gesamte Tour mit Begeisterung mitfuhr, ihren Ausklang fand.
Eine Wallfahrt, so erläuterte Propst Galluschke beim Start mittags auf dem Höherberg bei Wollbrandshausen, zeichne sich auch dadurch aus, dass man für jemanden unterwegs ist. Dochauch, wenn die Teilnehmer während der Tour an jemanden denken, der die guten Gedanken nötig hat, bat er darum, die Augen dennoch auf der Straße zu lassen. Anschließend segnete er die Bikes mit dem Hinweis: „Es werden nicht die Gegenstände gesegnet, sondern die, die darauf sitzen.“ Als er erfahren hatte, dass der evangelische Landesbischof selbst Motorrad fahre, habe sich ihm die Idee einer ökumenischen Motorradwallfahrt geradezu aufgedrängt. Dass die Zahl von 56 Maschinen im vergangenen Jahr sich auf 105 erhöht hatte, gibt ihm Recht, dass man hier eine „Marktlücke“ entdeckt habe. Am Nachmittag trafen die Biker am Wallfahrtsort „Maria in der Wiese“ in Germershausen ein. Alles war gutgegangen, niemand war liegengeblieben, zwischendurch hatten sich sogar noch einige Biker der Gruppe angeschlossen. Die von den Motorradfreunden Duderstadt ausgearbeitete Strecke wurde von einheimischen wie extra angereisten Teilnehmern gelobt. Landesbischof Meister erinnerte in seiner Predigt an einen Clint Eastwood-Film, in dem die Tochter eines Trickdiebes erst nach Jahren feststellt, dass ihr Vater - wenn auch für sie nicht sichtbar - bei allen wichtigen Ereignissen ihres Lebens dabei war. „Ich mag diesen Film besonders wegen dieser Szene. Und jedes mal wieder erinnert mich diese Szene an Erfahrungen mit Gott“, führte Meister aus. Auch er wendet seinen Blick nie von uns, auch wenn wir uns allein und von ihm verlassen fühlen, er ist immer da. „Wenn wir in diesem Gottesdienst an die Motorradfahrer und -fahrerinnen erinnern, die in dieser Saison tödlich verunglückt sind, dann ist es zuerst genau dieses Gefühl, was bestimmend ist. Wo ist Gott? Warum hat er es zugelassen?“, so Meister, „Aber wäre nur das Gefühl in unserem Leben bestimmend, wir würden uns heute nicht zu einer Wallfahrt treffen, wir würden keinen Gottesdienst zusammen feiern.“
Christian Dolle