Festgottesdienst und Gemeindefest zum Jubiläum des 500-jährigen Marienaltars
Protestanten hätten zu Maria ein eher kühles Verhältnis, stellte Landessuperintendent Eckhard Gorka am Sonntag beim Jubiläum des 500-jährigen Marienaltars in Osterode fest. Dabei sei es Gott selbst, der sie in seine Geschichte mit uns Menschen hineinziehe.Die Gemeindeglieder der St. Marienkirche wussten schon immer um die Bedeutung ihres Altars.Zwar verschwand die Figur der Maria für einige Jahrhunderte aus dessen Zentrum, wurde jedoch 1950 wieder an ihren ursprünglichen Platz gesetzt. Was der Altar und seine Figuren in dem halben Jahrtausend seit seiner Fertigstellung alles gesehen hatte und wofür vor ihm schon gebetet wurde,übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen, so klang es im Gottesdienst und in den anschließenden Grußworten mehrfach an. Auch dass der Bildschnitzer Bartold Kastrop ihn zur Zeit der Reformation fertigstellte und er damit einer der jüngsten Marienaltäre überhaupt ist, macht ihn zu etwas Besonderem. Statt auf den Altar ging Gorka nun vor allem auf die Bedeutung Marias ein und stellte heraus, dass sie keine „weltentrückte Heilige“ ist, sondern jene Frau, durch die Christus sehr menschlich in diese Welt kommt. „Dabei kommt die Menschwerdung Gottes ohne den starken Mann aus“, führte Gorka aus und fügte augenzwinkernd hinzu: „das ist ja auch irgendwie kränkend.“ Dennoch brauche Gott die typisch männliche „Macherkunst“ nicht, die Welt werde heil durch Menschen, die Gottes Wort gedeihen lassen wie eine Mutter ihr Kind, Menschen, die gütig sind und der Verheißung vertrauen. „Solche Menschen kann Gott gar nicht genug haben“, schloss er, und natürlich dürften das auch Männer sein. Der von Pastor Michael Bohnert geleitete Festgottesdienst wurde von Jörg Ehrenfeuchter an der Orgel und der Jugendkantorei musikalisch begleitet, die dem Jubiläum von der Empore fast schon engelsgleich den würdigen Rahmen gaben. Bürgermeister Klaus Becker lobte anschließend die ehrenamtlichen Helfer, die ebenso zu einer Kirchengemeinde gehören wie eine schöne Kirche und ein prächtiger Altar. Letzteren bezeichnete Superintendent Volkmar Keil im Grußwort des Kirchenkreises Harzer Land noch einmal als „Kunstwerk von herausragender Bedeutung“, das glücklicherweise erhalten wurde, während andere im Zuge des Bildersturms nach der Reformation zerstört wurden. Das Gemeindefest war damit noch lange nicht beendet, denn wie bei der St. Mariengemeinde üblich wurde anschließend zum gemütlichen Mittagessen im Kirchgarten eingeladen und später zu Konzerten der Akkordeon-Spielgemeinschaft und der Gospelsingers.Bis zum Schlussgottesdienst
unter Mitwirkung der Krippenspielkinder zeigte sich jedoch eines sehr deutlich – „Macherkunst“ muss nicht immer nur männlich sein, auch die Helferinnen aus der Kirchengemeinde zeigten Organisationstalent und sorgten dafür, dass sich die zahlreichen Gäste rundum wohlfühlten.
Christian Dolle