Bei der Kirchenkreistagssitzung ging es um wichtige Weichenstellungen für die Zukunft
Mehr als in allen anderen Kirchenkreisen innerhalb der Landeskirche macht sich im Harzer Land der demografische Wandel bemerkbar, was dazu führt, dass in den Jahren 2017 bis 2022 erhebliche Einsparungen notwendig werden. Dennoch beschlossen die Mitglieder des Kirchenkreistages am vergangenen Freitag für den aktuellen Planungszeitraum einige neue Stellen. Dass aus wohlüberlegten Sparmaßnahmen am Ende durchaus etwas Positives entstehen kann, ohne dass es auf Kosten der Mitarbeiter geht, habe sich im Oberharz gezeigt, machte Superintendent Volkmar Keil deutlich und gab sich auch für die jetzigen Herausforderungen optimistisch. „Das Sparvolumen für den Zeitraum von 2017 bis 2020 war zunächst auf 83 361 Euro beziffert worden, beträgt jetzt aber 161 779 Euro“, machte Pastor Dr. Uwe Brinkmann deutlich. Um diesen Einsparvorgaben der Landeskirche gerecht zu werden, muss ein Stellenrahmenplan vorgelegt werden, jedoch habe man sich überlegt, diesen zunächst rein mathematisch aufzustellen, da er bis 2018 noch geändert werden könne und man so drei Jahre Zeit für die konkreten Planungen habe. „Wir müssen etwas abliefern“, erläuterte Brinkmann als zunächst einige Unruhe im Plenum entstand. Der jetzige Plan sei sozusagen ein Platzhalter, der formal notwendig ist, inhaltlich jedoch in Ruhe gemeinsam erarbeitet werden könne. Dabei könnten dann Pensionierungen und alle sachlichen Überlegungen berücksichtigt werden, so dass die Belastung für alle Gemeinden möglichst gering ausfalle. Zudem wurde auch dies formal erst einmal zustimmend zur Kenntnis genommen, der Beschluss erfolgt erst im Januar.
Beschlossen wurde hingegen der Stellenplan für den Oberharz, der mit dem verbundenen Pfarramt de facto bereits umgesetzt wird. Weiterhin sprachen sich die Mitglieder mehrheitlich für die Einrichtung einer für fünf Jahre befristeten Stelle für einen Architekten bzw. eine Architektin aus, der die Kirchenvorstände fachlich unterstützen und in Bauangelegenheiten beraten soll, was effizienter und kostengünstiger sei als jeweils einen Fachmann bzw. eine Fachfrau hinzuzuziehen. Einstimmig wurde die Einrichtung einer Stelle für einen Datenschutzbeauftragten beschlossen, die Kirchenkreisamtsleiterin Christa Eulert als gesetzlich notwendig darstellte und zudem eine Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Leine-Solling in Aussicht stellte, was die mit fünf Wochen angesetzte Stelle für Bewerber attraktiv mache. Auch für eine Diakoninnenstelle für die Jugend und Konfirmandenarbeit in der Region Oberharz sprach sich die Mehrheit der Mitglieder aus.
Sehr gut aufgenommen wurde auch die Ankündigung, dass im Kirchenkreis eine Stelle für die Flüchtlingssozialarbeit eingerichtet werden soll, für die das Landeskirchenamt Projektmittel in Höhe von 15 000 Euro zur Verfügung stellt. Es geht hierbei um Vernetzung und eine Unterstützung der bestehenden Initiativen in allen Regionen des Kirchenkreises, erläuterte Superintendent Keil und bezeichnete die Neuerung als „wichtigen Baustein“. „Es gab auch schon Bewerbungsgespräche, die Stelle ist also besetzbar“, fügte er hinzu. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden die Ergebnisse der Gruppen vorgestellt, die die Grundstandards in den Bereichen Diakonie, kirchliche Bildungsarbeit, Kirchenmusik und Kulturarbeit, Verkündigung und Seelsorge, Jugendarbeit, Leitung sowie Verwaltung erarbeitet haben. Dabei kam beispielsweise zur Sprache, dass viele Angebote in der Erwachsenenbildung nicht oder nur unzureichend angenommen würden, so dass hier über ein Zurückfahren des Engagements diskutiert wurde. Zurückgefahren wurden auch die Kinderfreizeiten des Kreisjugenddienstes, da vieles nach einer Verknappung von viereinhalb auf zweieinhalb Stellen nicht mehr machbar sei, wie Axel Peter ausführte. Allerdings wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenkreistags, Gerhard Lindemann, auch der Sinn der Grundstandards insgesamt hinterfragt, so dass wohl vor der endgültigen Beschlussfassung bei der nächsten Sitzung noch einmal diskutiert werden wird. In Superintendent Keils Ephoralbericht ging es schließlich noch einmal um Stellen, diesmal allerdings um die noch nicht wieder besetzten Pastorenstellen im Kirchenkreis. Vor allem die für die Osteroder St. Aegidiengemeinde bereitet große Sorgen, da es bisher noch keinen Bewerber gibt. „Der Pastorenmangel, der auf die gesamte Landeskirche zukommt, ist bei uns schon da“, räumte Keil ein. Positiv daran sei allerdings, dass sich die derzeitigen Pastoren durch dieses Problem im Rahmen der Sparmaßnahmen keine Sorgen machen müssten. „Es wird hier niemand weggeschickt“, versicherte Keil und ging dann noch einmal zum Thema Flüchtlinge über, wo ebenfalls niemand, der helfen will, weggeschickt, sondern mit den bestehenden Initiativen in Kontakt gebracht werden soll. Natürlich möchte der Kirchenkreis sich weiterhin für Flüchtlinge engagieren, dies jedoch innerhalb der vorhandenen und sehr gut arbeitenden Netzwerke in der gesamten Region.
Öffentlichtskeitsbeauftragter des Kirchenkreises Harzer Land Christian Dolle