Seit fast 130 Tagen herrscht Krieg in der Ukraine. Anfangs waren die Menschen hierzulande entsetzt, wollten unbedingt helfen oder wenigstens für die Opfer des russischen Angriffs beten. Inzwischen beherrschen wieder andere Themen die Medien und auch im persönlichen Alltag dreht sich vieles wieder um andere Probleme.
Das bekommen auch diejenigen zu spüren, die damals umgehend zu Friedensgebeten aufgerufen haben. Ein Kreis von Ehrenamtlichen um Pastor Sascha Barth organisierte wöchentliche Friedensgebete in St. Aegidien. Inzwischen ist der Zuspruch deutlich zurückgegangen. „In gewisser Weise gewöhnen wir uns an den Krieg“, sagt Sascha Barth, ja, es bewege viele noch immer, doch man kümmere sich eben wieder um die eigenen Sorgen.
Dennoch wollen er und seine Mitorganisatoren das Angebot aufrechterhalten. Und so diskutieren Ingrid Witte, Tanja Wittig und Udo Kohlstruck, wie und in welcher Form das am besten machbar ist. Nicht mehr wöchentlich, sondern monatlich, das steht ziemlich bald fest, diese Reduktion muss sein.
Das Gefühl für die Geflüchteten sei anders als damals als viele Syrer nach Osterode kamen, stellen sie fest, die Ukrainer*innen in Not seien für viele nicht so präsent wie damals beispielsweise jene Menschen, die in der Lindenberghalle untergebracht waren. Das habe auch mit den Medien zu tun, die anders über den Krieg berichten und mehr über die wirtschaftlichen Auswirkungen auf uns als noch in der Anfangszeit.
Daher sollen Menschen, die aus ihrer Heimat hierher flohen, in die Friedensgebete eingebunden werden. Wie und in welcher Form, das steht noch nicht fest, doch erste Kontakte sind geknüpft, es entwickelt sich etwas. Auch die Einbindung von Musik und kreative Aktionen werden bereits geplant.
Auch soll der Zeitpunkt am Samstag um 11.30 Uhr, also in der Zeit des Wochenmarktes beibehalten werden, nur ab jetzt eben jeden dritten Samstag im Monat. Etwa zwanzig Minuten soll das Friedensgebet dauern, am 16. Juli geht es los. Was sich dann daraus entwickelt hängt von jenen ab, die sich in die Planungen einbringen, aber sicher auch von denen, die dann dazukommen und vielleicht eigene Impulse beisteuern, denn leider sieht es nicht so aus als könne dieser Krieg nach 130 oder 150 oder auch 250 Tagen beendet werden.
Christian Dolle