„Ich gehe aktiv auf die Menschen zu“ Interview mit David Scherger, Diakon in den Regionen Eichsfeld und Herzberg-Hattorf im Kirchenkreis Harzer Land:

Nachricht Kirchenkreis, 17. Mai 2022
@Mareike Spillner

Nun bist du schon über ein Jahr im Kirchenkreis Harzer Land - und coronabedingt wurde deine Einführung immer wieder verschoben. Nun naht der Termin endlich: Was bedeutet dir dieser besondere Gottesdienst?

Im Gottesdienst trifft sich im optimalen Fall ein Großteil der Gemeinde. Ich mag es, in die vielfältigen Lieder mit einzustimmen, auf erfrischende und bereichernde Gedanken in einer Predigt zu lauschen und mir persönlich weitere eigene Gedanken zu machen, die Ruhe in Kirchen zu genießen sowie gesegnet in die neue Woche zu starten. So ist für mich der obligatorische Einführungsgottesdienst auch eine Herzenssache und ich freue mich, dies im gottesdienstlichen Rahmen nun zu zelebrieren und mit einem Segen auch für meinen Dienst bestärkt zu werden. Dass es gleich ein regionaler Gottesdienst im Untereichsfeld ist, der an Christi Himmelfahrt Open-Air gefeiert wird, macht den Gottesdienst nun – auch noch vom Ambiente her – schöner.

 

Ein Jahr als Diakon im Harzer Land: Wie lautet dein Fazit?

Seit meinem Dienstbeginn Anfang März vor einem Jahr hat sich bereits einiges ereignet. Ich bin bereits gut eingebunden und etliche Aufgaben sind mir zugefallen bzw. habe ich mir auch selbst gesucht, um mich mit meinen Stärken und Leidenschaften in den Kirchenkreis Harzer Land einzubringen. Der Einstieg während der Corona-Pandemie machte es mir nicht immer einfach, in die Arbeit einzusteigen. Ich habe immer wieder Motivation aufgebracht, um mich ins Spiel zu bringen. Durch meine regionalen und überregionalen Tätigkeiten im Kirchenkreis ist es immer eine Herausforderung, sich einerseits gut vor Ort einzubringen und andererseits die Menschen in den Gemeinden anzusprechen, zu denen man keinen direkten Kontakt hat, um sie zu erreichen und – wenn möglich – mit ihren Wünschen und Talenten einzubinden.

 

Was hast du bereits gestaltet und bewegt?

Gestartet bin ich gleich mit den Vakanzvertretungen im Konfirmandenunterricht an den Standorten Gieboldehausen/Wollershausen und an der Christuskirche Herzberg. Es war mir eine Freude, die Konfirmand*innen zusammen mit ehrenamtlichen Teamern wöchentlich den christlichen Glauben, die Bibel und das kirchliche Leben entdecken zu lassen. Manchmal war es eine Herausforderung auf die Fragen der Konfirmand*innen einzugehen, die ich sie ermutigt habe, zu stellen. Um die evangelische Jugendarbeit in der Region Untereichsfeld voranzutreiben, habe ich einen Jugendkonvent gegründet, der sich regelmäßig trifft, und glücklicherweise nach den erfolgten Corona-Lockerungen nun auch aktiv zu Präsenzveranstaltungen einlädt. Die beiden – mit jugendlicher Beteiligung – durchgeführten Taizé-Gebete sind hoffentlich der Start für weitere, die kommen werden.

 

Und welche weiteren Pläne hast du noch?

In der Zukunft möchte ich den KonfiCamp-Gedanken weiter etablieren, meine Glaubenshoffnungen und Lebensfreude in den vielfältigsten Angeboten für Kinder und Jugendliche einbringen und meinen Netzwerkgedanken zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen verstärken, so dass mehr Menschen voneinander wissen, miteinander unterwegs sein können und Kirche damit noch vielfältiger und lebendiger werden kann. Vor allem im Hinblick auf die aktuellen Zukunfts- und Regionalisierungsprozesse in den Regionen des Kirchenkreises, denke ich, ist das ein wichtiger Aspekt. Am 3. Adventswochenende wird es einen Neustart der Waldweihnacht-Kinderfreizeit in Bad Grund geben. Außerdem erhoffe ich mir als Beauftragter für den Kindergottesdienst im Kirchenkreis, das Feld der Kindergottesdienste anzukurbeln und nun nach Corona mit Impulsen anzuschieben. Dafür sind zeitnah zwei Schulungen im Kirchenkreis ausgeschrieben.

 

Was ist deine Intention dabei?

Ich möchte mit meinem Dienst die Menschen von einem offenen, herzlichen, friedvollen, lebendigen und initiativfreudigen Glauben begeistern, von und mit den Menschen noch viel Neues entdecken, Glauben mittels verschiedener Methoden und kreativer Beteiligungsformen, wie z.B. mit Jeux dramatiques, Godly play oder dem Bibliolog, erlebbar werden lassen als auch selbst noch persönlich so manches lernen.

 

Welches waren besonders schöne/in Erinnerung bleibende Momente?

Mein persönliches Highlight in meinem ersten Jahr war das erste große KonfiCamp der gesamten Region Untereichsfeld, das uns im letzten August nach Torfhaus in den Nationalpark Hochharz führte. Ganz aktuell waren die feierlichen Konfirmationsgottesdienste, in denen ich den Konfirmand*innen den Segen persönlich zusprechen konnte, ein erfüllter Abschluss der Zeit mit den beiden Konfirmandengruppen. Mit Dankbarkeit schaue ich auch auf die Familienfreizeit im letzten Herbst, die ich zusammen mit engagierten Eltern aus Herzberg planen und durchführen konnte – und die auch für dieses Jahr wieder vorgesehen ist. Wenn ich an die Kinderbibeltage in Pöhlde im letzten Herbst denke, spüre ich immer noch die Freude, die ich als Kirchenclown „Jo Vanni“ verbreiten und mit den Kindern erleben durfte. Nicht zu vergessen sind auch die vertrauensvollen Momente und offenen Gespräche mit Menschen, die sich bei und neben so manchen Gelegenheiten ergeben haben. Da spürt man eine gegenseitige Wertschätzung, Vertrauen und Verbundenheit, die einen sich am richtigen Platz fühlen lässt.

 

Deine Einschätzung zum Zukunftsprozess?
 

Eine gute und schwere Frage zugleich. Zunächst einmal verbinden manche mit den zwangsmäßigen Einsparungen, die wir als evangelische Kirche auch hier im Kirchenkreis Harzer Land umsetzen müssen, eventuell Sorgen und Ängste. Durch die Zusammenlegung von einzelnen Kirchengemeinden und Stellenkürzungen in der pastoralen Versorgung, müssen sich die Ortsgemeinden neu aufstellen und sind herausgefordert, neue Akzente zu setzen. Die Ressourcen, die da sind, müssen konsolidiert werden als auch nach neuen Möglichkeiten der Profilgewinnung gesucht werden. Jede Kirchengemeinde kann schon längst nicht mehr alles anbieten. Demzufolge müssen wir Kirchenmenschen noch genauer hinschauen, aktiv auf die Menschen zugehen, sie mit ihren Bedürfnissen, Fragen und Sorgen in den Blick nehmen, gute Fragen stellen und daraus schussfolgern, wo Gottes Geist uns neue Wege weisen, erproben und gehen lassen will.

 

Wo liegen deiner Meinung nach die Chancen im Harzer Land?

 

Die Chancen, die ich sehe, liegen genau hier: Aufbrechen und nicht entmutigen lassen, ins Gespräch kommen und ansprechbar sein, Kirche neu denken als auch als engagierte Christen sich verstärkt in die Gesellschaft einbringen. Auch in diesem Zusammenhang passt mein Bibelwort, das ich mir zu meiner Einführung ausgesucht habe: „Seid wachsam! Steht im Glauben fest! Seid mutig und stark!“ (1. Korinther 16,13) Ich bin und bleibe frohgemut und freue mich auf den weiteren gemeinsamen Weg mit den Menschen hier im Kirchenkreis Harzer Land, um Spuren Gottes zu entdecken und selbst zeugnishafte Spuren zu hinterlassen.

 

 

Mareike Spillner