
Nach 20 Jahren im Eichsfeld gehen die beiden neue Wege: das Pastoren-Ehepaar Claudia und Jens-Arne Edelmann. Letzterer in Gieboldehausen und Wollershausen, seine Frau in Duderstadt und Hilkerode. Im Herbst werden sie ihre neuen Stellen in Banteln und Elze antreten. Ein Blick zurück und nach vorne in einem kleinen Interview:
Was reizt Sie an den neuen Stellen und Aufgaben?
Claudia Edelmann: „Noch kenne ich ja meine neue Gemeinde St. Georg in Banteln eher‚ von außen‘. Mich reizt auf jeden Fall die Übersichtlichkeit einer Dorfgemeinde und die damit verbundene Konzentration. Mit einer halben Pfarrstelle bin ich für nur eine Gemeinde in einem Ort zuständig. Der Kontakt mit den Gemeindegliedern wird einfacher sein, da die Mehrheit der Bewohner*innen im Ort evangelisch ist und sich von dieser Struktur häufiger Berührungspunkte ergeben werden als in der Diaspora. Von der Kinderkirche bis zum Seniorenkreis bzw. Altenheim – ich werde es mit der gesamten Bandbreite der Gemeindearbeit zu tun haben, darauf freue ich mich.“
Jens-Arne Edelmann: „Mich reizt der Aufbruch mit Mitte 50 Jahren. Bisher habe ich in Elze nur Menschen dort getroffen, die sich auf meine Frau und mich freuen. Und ich freue mich, dass meine Frau nach Banteln nicht so weit unterwegs sein wird wie jetzt nach Duderstadt und Hilkerode. Ich bin dankbar, dass wir nun meinen Eltern näher sein können, die beide in Hannover mittlerweile über 80 Jahre alt sind. Da ich aus Hannover stamme, komme ich auch meiner Heimat näher.“
Was werden Sie andererseits besonders vermissen?
Jens-Arne Edelmann: „Wir werden viele Menschen vermissen, mit denen wir zwanzig Jahre lang unser Leben geteilt haben – vor allem die vielen, vielen Begegnungen, die vielen gemeinsamen Gottesdienste und Feste, das gemeinsame Lachen und das gemeinsame Weinen, wenn etwas Trauriges geschehen war. Es war zum Beispiel kostbar, die Kinder von Eltern zu taufen, die ich Jahre vorher konfirmiert habe. Familien zu begleiten ist etwas Wunderschönes. Ich hoffe, ich werde in der neuen Gemeinde so viele freundliche und zugewandte Menschen zu treffen wie in den beiden Gemeinden Wollershausen und Gieboldehausen. Die vielen ökumenischen Begegnungen werden mir auch fehlen: zu erleben, wie viel uns als Christen untereinander verbindet und wieviel wir voneinander lernen können.“
Claudia Edelmann: „Vermissen heißt für mich, dass man Liebgewordenes im neuen Lebensumfeld nicht mehr hat oder erst langsam wiederaufbauen muss. Ich werde wahrscheinlich Menschen vermissen, mit denen ich hier entweder freundschaftlich verbunden bin oder vertrauensvoll zusammengearbeitet habe. Und diejenigen, die eine engere Bindung an die Gemeinden gelebt haben. Den Wohnort Gieboldehausen und unser Pfarrhaus, wo unsere Kinder groß geworden sind und wo wir als Familie und Pastoren viele prägende und wichtige Ereignisse, Lebensstationen und frohe Feiern erlebt haben. Die meistens unkomplizierte, bereichernde Ökumene. Spaziergänge oder Ausflüge in diese wundervolle, inzwischen vertraute Gegend des Eichsfeldes, wobei das Leinetal oder das Hildesheimer Land auch sehr reizvoll sind.“
Was waren besondere Erlebnisse in Ihren Eichsfeld-Gemeinden, die Ihnen besonders im Gedächtnis bleiben werden?
Claudia Edelmann: „Besondere Erlebnisse werden ja oft groß gedacht. Für mich waren aber auch besondere Erlebnisse, wenn es zu Begegnungen kam, die nachwirkten. Wenn Menschen mir gesagt oder gezeigt haben, dass sie meine Worte oder Gottesdienste berührt haben oder sie durch meine Begleitung Trost oder Kraft gefunden haben. Dann hat, geistlich gesprochen, der Heilige Geist oder Gottes Kraft gewirkt. Es waren Momente, die ich nicht ‚machen‘ kann, aber für die ich dankbar bin, wenn sie geschehen sind. Dann spürte ich eine Erfüllung, weil ich gerade darum ja Pastorin geworden bin.
Besondere Ereignisse, die Freude und Lebendigkeit ausstrahlten: Das 125-jährige Kirchenjubiläum in Gieboldehausen 2002 mit Bischöfin Margot Käßmann und der Umzug durch den Ort: So viele Menschen feierten und halfen beim Fest mit, egal welcher Konfession sie angehörten. Das 1000-jährige Ortsjubiläum von Gieboldehausen 2003 mit ökumenischem Open-Air-Gottesdienst und Festumzug, das 700-jährige Jubiläum in Hilkerode (2017) mit ökumenischem Zeltgottesdienst und Umzug und – sicher einzigartig – der große Festgottesdienst aller ev.-luth. Kirchengemeinden aus dem Untereichsfeld zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 in der überfüllten St. Servatius-Kirche in Duderstadt, in den sich so viele Menschen eingebracht haben – einfach wunderbar!“
Jens-Arne Edelmann: „Ich könnte vieles nennen, aber ich greife nur weniges heraus. Die Zeiten mit unseren Kindern, als sie klein waren: im Kindergarten, der Grundschule, am Eichsfeldgymnasium in Duderstadt. Die runden Geburtstage mit meiner Frau (40, 50, unsere Silberhochzeit). Wir sind beide 1964 geboren. Gern denke ich an die Unterstützung durch Pastor i. R. Reinhard Sorge und seiner Frau, die uns zu Beginn geholfen haben. Das Dorffest zur 950 Jahrfeier in Lütgenhausen im Jahre 2005. Dann die Anteilnahme so vieler Bewohner in Wollershausen an den neuen Glocken für Wollershausen und Lütgenhausen. Eine besondere Erfahrung waren der Taufunterricht und die Taufen der vielen Flüchtlingen in Wollershausen in den Jahren nach 2015. Die beleuchteten Gottesdienste in Gieboldehausen. Die Liebe so vieler Menschen zu ihren Kirchen. Nicht zuletzt hat mich sehr bewegt, wie viele sich mit mir über meine Promotion gefreut haben. Ich könnte noch so vieles nennen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen oder aufhören sollte…“
Der Abschiedsgottesdienst von Claudia Edelmann wird am Sonntag, 16. August, um 15 Uhr in St.Servatius in Duderstadt sein. Für die Kirche ist eine Anmeldung mit Namen, Adresse und Tel-Nr. erforderlich. E-Mail: kg.Duderstadt-Hilkerode @evlka.de, Tel. 05527-2581. Es gibt eine Außenübertragung auf den Vorplatz, für die keine Anmeldung erforderlich ist, wo aber die Abstandsregeln eingehalten werden müssen.
Der Verabschiedungsgottesdienst von Jens-Arne Edelmann wird am Sonntag, 23. August, um 16 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus in Wollershausen stattfinden.
Mareike Spillner