
Zehn Jahre lang hat Pastor Jens-Arne Edelmann, Pastor in Gieboldehausen und Wollershausen, berufsbegleitend promoviert – und seine Disputation vergangene Woche mit der Note „Magna Cum Laude“ erfolgreich abgeschlossen. „Ein enormer Kraftakt, der mit einem ‚sehr gut‘ belohnt wurde. Das ist unglaublich und ich freue mich sehr darüber!“ Seine Dissertation „Das Römische Imperium im Lukanischen Doppelwerk“ wird zudem im „Mohr Siebeck“-Verlag erscheinen wird. Die ganze Erfolgsgeschichte begann mit einem Studiensemester an der Theologischen Fakultät der Uni Göttingen im Sommersemester 2010. Jens-Arne Edelmann konnte bereits einen Magister in Geschichte vorweisen und sein Interesse daran hielt bis heute an. „Meine Freude am neuen Testament und alter Geschichte zog mich erneut in den Bann, sodass ich mit Professor Reinhard Feldmeier das Verfassen einer berufsbegleitenden Promotion besprach.“ Was sonst in 3 bis 5 Jahren ohne Stelle als Pastor geschieht, schaffte Jens-Arne Edelmann „nebenbei“. Aber nach einem Spaziergang soll das nun auch wieder nicht klingen. Zum Start habe er auf Empfehlung des Profs erstmal das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte durchübersetzt. Es stellte sich heraus, dass Rom an 40 Stellen eine Rolle spielt. Also setzte Edelmann drei Wochen Urlaub pro Jahr ein, um die einzelnen Abschnitte zu bearbeiten. Schließlich folgten die Doktorandenkolloqien. Dabei stellen die Doktoranden Forschungsergebnisse vor und diskutieren den Fortgang ihres Promotionsvorhabens. Regelmäßige Kolloquien mit Doktoranden anderer Lehrstühle sollen dazu beitragen, Ideen, kritische Anregungen und noch offene Fragen auszutauschen und miteinander zu diskutieren. „Ich habe ein tolles Team getroffen, der Austausch war wirklich klasse.“ Das letzte halbe Jahr 2019 war der Pastor für seine Dissertation komplett am Lehrstuhl und hat geforscht. „So ist die Arbeit Stück für Stück gewachsen und hat Form angenommen. Neben der Pastorentätigkeit wäre das undenkbar gewesen“, blickt Edelmann zurück. Die Fertigstellung habe etwas länger gedauert als geplant. „Das hat mich manchmal körperlich und geistig schon nahe an meine Grenzen geführt. Im Januar saß ich dann auch abends an meiner Dissertation.“ Das Besondere an seiner Arbeit sei die ungewöhnliche Blickrichtung auf den Text. „Ich habe die Brille des Lesenden aufgesetzt und mich gefragt: Wie könnte dieser Text gewirkt haben? Welches Potential steckt dahinter?“ Sein Zugang sei einerseits spekulativ, aber dennoch belegbar gewesen. „Ich bin dankbar dafür, dass sich die Professoren auf diese etwas andere Perspektive eingelassen haben und die Arbeit letztlich überzeugt hat“, so Edelmann. Am vergangenen Mittwoch erfolgte schließlich die Disputation. Eigentlich war der Plan, dass einige Gemeindemitglieder, die große Anteilnahme an seinem Weg gezeigt haben, Edelmann auf seinem Zug im Bollerwagen mit Doktorhut zum Gänseliesel in Göttingen zu begleiten. Leider musste dieser Zug wie so vieles in diesen Zeiten wegen des Versammlungsverbots ausfallen. Selbst Edelmanns Prüfung selbst fand als Video-Konferenz statt. Doch das Anstoßen mit Bekannten vom Lehrstuhl, das Aufsetzen des Doktorhutes und das Essengehen mit seiner Frau Claudia, Pastorin in Duderstadt und Hilkerode, ließ sich Jens-Arne Edelmann nicht nehmen. Seiner Familie mit den beiden erwachsenen Söhnen Joris und Clemens gilt besonderer Dank: „Ich bin meiner Frau sehr, sehr dankbar, dass sie das alles mitgetragen hat. Jetzt steht auf jeden Fall wieder die Familie an erster Stelle, das habe ich ihr bereits versprochen“, verrät der Pastor, zu dessen Hobbys auch das Reisen gehört. Vielleicht gebe es ja doch noch eine Möglichkeit, die Promotion bei anderer Gelegenheit mit seiner Gemeinde und anderen Wegbegleitern zu feiern. „Ich hätte schon gerne erfahren, wie es sich anfühlt, das Gänseliesel zu küssen“, ergänzt Edelmann lachend.