
„Die Glocken laden ein zum Gottesdienst“, ploppt die nächste Nachricht auf dem Handy auf. Woche „x“ der Corona-Krise mit einigen Neuerungen. Gottesdienste sollen in Kirchen, die die vielfältigen Hygienebestimmungen und Abstandsregeln einhalten können, ab dem 10. Mai im Kirchenkreis Harzer Land wieder möglich sein. Die Gemeinden sind gerade dabei, Ideen zu sammeln und zu tüfteln. Eine besondere Alternative im Kirchenkreis für die Zeit bisher, boten neben den zahlreichen Online-Angeboten auch Messenger-Gottesdienste. Andrea und Uwe Brinkmann hatten die Ideen am Anfang der Corona-Krise und „probten“ zuerst mit Jugend-Teamern. Danach feierten sie Mitmach-Gottesdienste per Smartphone mit den Konfirmanden der Innenstadt Osterodes. Später kamen die Erwachsenen im Rahmen der „Tankma(h)lzeit-Gottesdienste“ hinzu. Mittlerweile waren über 150 „Endgeräte“ in den Gottesdiensten eingeloggt – manche „versorgten“ ganze Familien.
Heute ist das Glockenläuten der katholischen Kirche in Hüls per Videoportal-Link zu hören. Weiter im Messenger: „Setz dich, schau dich um. Stell dich der Gruppe kurz mit Namen vor. Überlege dir, was für dich das Wort Segen bedeutet.“ Statt Orgelvorspiel folgt ein Sandbild mit den Worten aus Jeremia 17, 7-9. Dieser Gottesdienst heute steht unter dem Motto „Gesegnet“. „Wir verlassen uns auf Gottes Zusage: Wo zwei oder drei in meinem Namen – auch digital – versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen! Deswegen feiern wir ihn im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ Klack: Zwölf Mal wird mit „Amen“ im Messenger geantwortet. Es folgt ein Lied, das jeder für sich zu Hause mitsingen kann – natürlich auch wieder per Video-Link. „Schon ganz am Anfang der Bibel finden wir das Wort Segen. Gott sieht den Menschen an, segnet ihn und sagt: es war sehr gut!“ Nach dem weiteren Lied „Danke“ sind alle aufgerufen, ihre schönsten Momente der vergangenen Woche mit den anderen zu teilen – auch gerne per Foto. „Gott hat mir eine kleine, gesunde Großnichte geschenkt“, schreibt jemand. Und ein anderer: „Viel Solidarität und offenes Miteinander durfte ich in den letzten Tagen erleben.“ Und im Stillen kann jeder auch für diejenigen beten, denen es nicht so gut geht. Hoffnung suchen in schweren Momenten. Über den Predigttext wird sich per Messenger ausgetauscht. Jeder kann äußern, wie er die damaligen Versprechen von Gott auf das Heute bezieht. So antwortet jemand: „Begabungen zu teilen, macht einfach glücklich – schön, dass Gott uns so gemacht hat.“ Es folgt die Zusage: „Der Segen Gottes ist ein besonderes Geschenk, Gott sagt uns damit: Ich geh mit dir durch Dick und Dünn!“ Nun beten alle für sich und unser Land. Es wird ein Gefühl von Zusammengehörigkeit spürbar. Hier einige der schönsten Auszüge: „Ich bitte für die älteren Menschen, dass sie gesund bleiben und diese schwere Zeit überstehen“, schreibt eine junge Frau. Eine andere Wortmeldung lautet: „Guter Gott, lass uns ein Segen sein! Ob im Supermarkt mit freundlichem ‚Maskengesicht‘ oder bei einsamen Nachbarn.“ Und wieder eine andere Person schreibt: „Gib uns Kraft für die Zukunft aus dieser Situation zu lernen. Dass wir unseren Auftrag erfüllen, eine gerechtere Welt zu gestalten.“ Und nach dem Vaterunser und dem Lied „Sei gesegnet“ geht die Messenger-Gemeinde mit einem „bleibt behütet, gesegnet und gesund“ auseinander. Amen – und bis zum nächsten Mal!
Mareike Spillner