
Gemeindeversammlung hat stattgefunden
Zellerfeld. Christa Eulert, Leiterin des Kirchenkreisamtes Osterode, und Volkmar Keil, Superintendent des Kirchenkreises Harz Land, hatten am letzten Freitag eine herausfordernde Aufgabe: Zusammen mit dem neugewählten Kirchenvorstand und Pastor André Dittmann informierten sie die Gemeindeversammlung der St. Salvatoris-Gemeinde Zellerfeld über die Haushaltslage der Kirchengemeinde und des Friedhofs.
Die Kirchengemeinde ist mit rund 51.000 € verschuldet, der Friedhof mit rund 35.000 €. In beiden Bereichen sind ohne grundlegende strukturelle Veränderungen jährlich weitere Defizite zu erwarten. Seit 2012 gebe es im Haushalt der Kirchengemeinde ein strukturelles Defizit, führte Christa Eulert aus. Auf Nachfrage begründete sie das strukturelle Defizit mit dem Wegfall bestimmter Sonderzulagen aufgrund von veränderten Zuweisungen von Finanzmitteln durch die Landeskirche. Dieses führte für die Kirchengemeinde Zellerfeld zu einem Rückgang der Zuweisung um ein Drittel. Allerdings erfolgte in den vergangenen rund 8 Jahren keine ausreichende Reduzierung der Ausgaben, um auf die verminderten Einnahmen zu reagieren. Im Jahr 2018 beträgt das aktuelle Minus rund 18.000 €, die noch zum Gesamtdefizit von 51.000 € hinzukommen. Einen ähnlichen Verlust erwarten die Verantwortlichen auch für kommende Jahre, wenn es keine grundlegend veränderte Ausgabenpraxis der Kirchengemeinde gibt.
Getrennt vom Haushalt der Kirchengemeinde ist das Defizit des kirchlichen Friedhofs zu sehen, der einen eigenen Haushalt hat. Grund für das Defizit von rund 35.000 € ist hier die seit 2012 kontinuierlich gesunkene Zahl der Beisetzungen. Zudem gibt es zunehmend mehr preiswerte Urnenbestattungen als Erdbestattungen.
Als Reaktion auf die Haushaltslage verhängte der Kirchenkreisvorstand im März 2018 eine Haushaltssperre. Nur noch zwingend notwendige Ausgaben konnten bewilligt und getätigt werden. Im gleichen Zuge forderte der Kirchenkreisvorstand die Kirchengemeinden auf, ein Sanierungskonzept zu entwickeln.
Das Rechnungsprüfungsamt der Landeskirche hat turnusmäßig den Haushalt der Kirchengemeinde angesehen. „Hier gibt es keine unverhältnismäßigen Ausgaben. Die Ausgaben für die Sachkosten entsprechen den durchschnittlichen Ausgaben für eine Kirchengemeinde von der Größe Zellerfelds!“, sagte Christa Eulert. Die Verantwortlichen von Seiten des Kirchenkreises wie auch von Seiten der Kirchengemeinde machten deutlich, dass es nun zunächst das Ziel sei, den Haushalt der Kirchengemeinde Zellerfeld möglichst schnell ausgeglichen zu gestalten. Die Tilgung der aufgelaufenen Schulden sei eine mittelfristige Aufgabe, die Kirchenkreisvorstand und Kirchenvorstand gemeinsam lösen müssten.
Aktuell hat der Kirchenvorstand bereits erste Maßnahmen beschlossen, um die Ausgaben der Kirchengemeinde zu verringern:
Künftig wird es weniger Gottesdienste in der Zellerfelder Kirche geben. Statt aktuell 60 Gottesdiensten wird es nur 34 im Jahr geben. Zusätzlich zu zwei Gottesdiensten im Monat wird es ca. zehn besondere Gottesdienste im Jahr geben, etwa in der Karwoche, zur Einschulung, am Ewigkeitssonntag oder am 2. Weihnachtsfeiertag. „Auch wenn es schmerzlich ist: Ich glaube, dass diese Reduzierung der Gottesdienste aufgefangen werden kann durch die engere Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden der Region Oberharz, die in den letzten Jahren gewachsen ist. Es gibt an jedem Sonntag in den Kirchen in der Nähe zumindest einen Gottesdienst, den man besuchen kann, wenn in der Zellerfelder Kirche kein Gottesdienst stattfindet,“ sagt Pastor André Dittmann.
Damit ist ist vor allem auch eine Reduzierung der Personalkosten verbunden, die aus dem Haushalt der Kirchengemeinde finanziert werden. „Und ist bewusst, dass das für alle Betroffenen eine besondere Härte darstellt. Doch letztlich gibt es aufgrund der Zahlen keine andere Lösung.“, sagte Corinna Schlüter-Dech vom Kirchenvorstand Zellerfeld. Dabei ist es gelungen, Stundenkürzungen für die Küsterin durch eine auf 4 Jahre befristete Hilfe aus dem Strukturanpassungsfonds auf einen anderen Kostenträger zu verlagern.
Dem Friedhofgärtner sind zwei Stellen auf Friedhöfen im Kirchenkreis angeboten worden. „Auch hier haben wir getan, was uns angesichts dieser schwierigen Situation möglich ist!“, stellte Corinna Schlüter-Dech fest.
An einem Punkt der Einsparungen entspann sich bei der Gemeindeversammlung eine intensivere Diskussion: Um gerade in den kalten Wintermonaten Heizkosten zu sparen, hat der Kirchenvorstand eine Verlegung der Gottesdienste vom Spätherbst bis zum Frühjahr in das Pfarrgemeindehaus beschlossen. Einige Anwesenden machten deutlich, dass es für Sie und andere wichtig wäre, den Gottesdienst in den Wintermonaten in der Winterkirche zu feiern. Die HeizKkosten pro Gottesdienst in der Winterkirche belaufen sich auf ca. 50 Eur.
Der Kirchenvorstand kam direkt im Anschluss an die Gemeindeversammlung noch einmal zusammen und sagte eine erste Spende über 50 € zu, sodass nun mindestens ein weiterer Gottesdienst in der Winterkirche stattfinden kann. „Wenn anderen gleiches Tun, sind Gottesdienste auch in Zukunft möglich.“, wirbt Corinna Schlüter-Dech.
Auf eine Sache wies Pastor André Dittmann noch einmal gesondert hin: Spenden für besonderen Zwecke, z. B. für die Orgelsanierung oder für die Verbesserung der Akustikanlage, die diakonischen Hilfen und weitere zweckgebundenen Spenden seien durch das bestehende Defizit und die anstehende Tilgung in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht angegriffen. „Diese Gelder sind durch den Spendenzweck geschützt“ bestätigt Christa Eulert.
Alle Beteiligten machten am Ende des Abends deutlich, dass die Lösung der Finanzkrise der Kirchengemeinde eine Gemeinschaftsaufgabe zwischen Kirchenvorstand, Kirchengemeinden und Kirchenkreis ist. „Wir möchten alle, dass die Kirchengemeinde Zellerfeld auch in Zukunft eine lebendige Kirchengemeinde ist“, sagt Superintendent Volkmar Keil. „Mein Dank gilt all denen, die jetzt hier Verantwortung übernehmen und den Mut haben. unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Auch wenn das jetzt ein schwieriger Weg wird, bin ich überzeugt, dass wir das alle gemeinsam schaffen.“
Bei Fragen und Anmerkungen zu diesem Thema wenden Sie sich gerne vertrauensvoll an den Kirchenvorstand, das Pfarramt oder auch an den Superintendenten.
Ansprechpartner:
Volkmar Keil, Superintendent des Kirchenkreises Harzer Land, Telefon 05522-9019-32, sup.harzer-land@evlka.de
Corinna Schlüter-Dech, Vorsitzende des Kirchenvorstandes, 0160 – 110 64 05, corinnaschlueter@gmx.de
André Dittmann, Pastor in Zellerfeld und Lautenthal, andre.dittmann@evlka.de, 0151-50354425
Pastor A. Dittmann