Vortrag von Paul Hüster beim Ökumenischen Empfang der Kirchen in Herzberg
„Stetiger Wandel. Stetig im Wandel. Ständig im Wandel“ ‒ so lautete das Thema beim Ökumenischen Empfang am Freitagabend im Martin-Luther-Haus in Herzberg. Dazu hatten einmal mehr die evangelischen Christus- und Nicolai-Kirchengemeinden, die katholische St. Josef-Kirchengemeinde, die Landeskirchliche Gemeinschaft und die evangelisch freikirchliche Gemeinde (Baptisten) eingeladen. Referent Paul Hüster vom Institut für wertorientierte Organisations- und Kulturentwicklung Duisburg ließ die zahlreichen Gästen an interessanten Gedanken aus dem „Change-Management“ des Unternehmertums zu einer notwendigen Veränderung in einer schnelllebigen Zeit aus dem Blickwinkel und der Erfahrung einer Erfolgsgeschichte teilhaben: 2000 Jahre Kirche! Denn der 59-Jährige ist zudem Theologe und Organisationsethiker. „Veränderung ist ein schweres Geschäft“, stellte er gleich zu Beginn seines Vortrages heraus, bevor er die Dynamik von scheiternden Prozessen veranschaulichte. „Sie kennen das alle: Am Anfang gibt es immer eine Person, die so richtig begeistert ist von einer Idee und die anderen mitzieht.“ Bejahende Zustimmung war unter den Zuschauern zu hören. „Doch wenn die Veränderungs-Euphorie in der Gruppe abflaut, folgen Unsicherheit, Frustration und Widerstand.“ Dabei seien die Floskeln „Aber das haben wir doch schon immer so gemacht“ und „Wer soll das alles bezahlen und umsetzen?“ wichtige Begleiter. Schließlich komme es zur nostalgischen Vision „Ach war das doch früher schön, als alle noch sonntagsmorgens mit ihren Familien in die Kirche kamen...“ und schließlich wandere die Idee meist in den Papierkorb und werde „totgeschwiegen“. Damit es den Zuhörerenden in Zukunft nicht mehr so geht, gab Paul Hüster sogleich einige Erfolgsfaktoren mit auf den Weg: „Der Widerstand ist die kleine Schwester der Veränderung. Probieren Sie, diejenigen zu überzeugen, die sich zunächst dagegen sträuben – sie sind später oft der Motor der Veränderung.“ Zudem sei es wichtig, Einfühlungsvermögen und Geduld zu zeigen, viel zu kommunizieren und eine Planung mit Zwischenschritten zu verfolgen. „Setzen Sie Beiboote, leben sie die Gemeinschaft ‒ das ist ganz wichtig. Und denken Sie daran: Erfolg ist kein Name für Gott. “ Außerdem klärte Hüster über die zwei Pole in der Kirche auf: Den Euphoriker Paulus, der dauernd vorangehen will und Veränderungen liebt, und den Pragmatiker Petrus, für den Strukturen, Regeln und Traditionen im Vordergrund stehen. „Kirche weiß, sie darf diese beiden Spannungen nicht auflösen.“ Und noch eine Denkfigur beleuchtete der Referent: „Wie entsteht Unternehmenskultur?“ Dies erklärte er mithilfe des Eisberg-Modells nach Sigmund Freud, das auf die Bedeutung der Ebenen der Kommunikation verweist, die zunächst nicht offensichtlich sind. „Wir sollten öfter fragen: Was treibt dich an? Was ist deine Berufung zum Christsein? Darüber wächst zusammen, was zusammen gehört. Nicht über Zahlen und Fakten, sondern über persönliche Interessen und Werte.“ Es hieße, nicht über andere, sondern in Gemeinschaft mit anderen die Zukunft nach vorne zu treiben.
Auf die Worte von Paul Hüster folgte langanhaltender Applaus. Als Pastor Bernhard Sulimma, der durch den von Musik von den „Wulftenern“, einem Grußwort von Bürgermeister Lutz Peters, der die Bedeutung und Zukunft der Ökumene betonte, und einem Gebet umrahmten Abend führte, zur Diskussion aufrief, bleib es erst einmal ruhig. Doch dann kamen die Fragen und die Diskussionen. Und beim gemeinsamen Buffet, wurde in kleineren Gruppen noch lange über den spannenden Vortrag erzählt, wie sich Management-Wissen mit Kirche verträgt.
Foto und Text:Mareike Spillner