Abschiednehmen von der Kapelle Westerode

Nachricht Westerode, 21. April 2017
Claudia Edelmann, Volkmar Keil, Christina Abel
Pastorinnen Claudia Edelmann und Christina Abel mit Superintendent Keil

„Ein von Gott verlassener Raum“

Gott ist nicht nur in Kirchen zu finden, sondern überall. Das betonten Pastorin Christina Abel, Pastorin Claudia Edelmann und Superintendent Volkmar Keil am vergangenen Samstag gleich mehrfach. Grund dafür war die Entwidmung der Kapelle Westerode, zu der viele Menschen kamen, um Abschied zu nehmen.

1901 war das neugotische Gebäude auf dem eigentlich viel zu kleinen Grundstück erbaut worden, weil die evangelische Gemeinde in jener Zeit wuchs und dringend einen Raum suchte, um ihre Gottesdienste zu feiern. Über viele Jahrzehnte prägte sie den Ort, das Gemeindeleben und ist vor allem mit vielen persönlichen Erinnerungen vieler Westeroder verbunden. Doch die Zeiten änderten sich, der demografische Wandel und die nur etwa 2000 Meter entfernte St. Servatius-Kirche in Duderstadt änderten die Vorzeichen.

So ist die Kapelle seit inzwischen auch schon mehr als 20 Jahren verwaist und die zuständigen Gremien entschieden sich schweren Herzens für einen Verkauf. Damit der – rein bildlich gesprochen – eingeläutet werden kann, musste die Kapelle jetzt ganz offiziell entwidmet werden, das heißt, Taufbecken und Kreuz wurden entfernt und es wurde, wie gesagt, Abschied genommen.

„Was genau werden wird, kann ich Ihnen heute leider nicht sagen“, vertröstete Pastorin Abel die Gemeinde, versicherte aber, dass jede mögliche Nachnutzung mit der Kirche abgestimmt und mit der gebührenden Sorgfalt entschieden wird. Doch auch wenn sich vermutlich ein gutes Konzept für die Gebäude findet, machte sich unter den Anwesenden doch Wehmut breit, nicht zuletzt auch beim Superintendenten des Kirchenkreises Harzer Land. „Ich habe mich lange für diese Kapelle eingesetzt und habe verloren“, stellte Keil fest.

Formal sei sie nun „ein von Gott verlassener Raum“, fuhr er fort, doch faktisch sei das eben nicht so, denn sämtlichen kirchlichen Gebäuden, die er kennt und die heute anders genutzt werden, sei ihre Geschichte nicht abzusprechen und es gehe immer noch diese besondere Kraft von ihnen aus. „Gott wird nicht kleiner dadurch, dass wir diese Kapelle entwidmen“, schloss er, denn als Christen haben wir die Zuversicht, dass Gott sich an jedem Ort finden lässt, wo immer wir ihn brauchen.

Anschließend wurden das Taufbecken und das Kreuz aus der Kapelle getragen, es gab noch einige Blicke auf den Altarraum, in dem teils das nackte Mauerwerk zu sehen ist, und den an diesem Tag lichtdurchfluteten Innenraum, dann wurde die Tür bis auf weiteres verschlossen.

Christian Dolle