"Kirche ist nicht instant uncool"
Sie spielen Rock, Pop, Hip Hop, mal ein bisschen Punk oder Härteres, alles unter dem Dach der Kirche. KwerBeat sind die Band der evangelischen Jugend Harzer Land, sie proben im Martin-Luther-Haus in Herzberg und machen es mit ihrer Open Stage sogar zu einer bei Jugendlichen angesagten Location.
Seit wann genau es die Band gibt, können Dennis Weihrauch, Lisa Görtz, Alex Fritsch und Marc Braukhane gar nicht sagen. Dennis nahm vor vielen Jahren Gitarrenunterricht bei Jugenddiakon Burkhard Brömme und so entwickelte sich alles ganz allmählich. Auch die Open Stage, die anfangs eine Art Jam Session war, zu der auch Zuschauer willkommen waren. Platz gibt es im Martin-Luther-Haus zum Glück genug, nicht nur, um dort die Instrumente und die Bühnentechnik zu lagern, sondern auch, um die Bandproben etwas großzügiger aufzuziehen als das sonst bei jungen Bands, die sich in irgendwelchen Kellerräumen zusammensetzen, oft der Fall ist.
„Es war so eine Art Domino-Effekt, nach und nach kamen immer mehr Leute“, erzählt Alex, wie es mit den Jam Sessions vor etwa zwei Jahren begann. „Und es kamen eben nicht nur mehr Leute, viele wollten sich dann auch mal selbst ausprobieren und trauten sich auf die Bühne“, ergänzt Marc. So wurden auch mal andere Bands eingeladen und das alles bekam eine Eigendynamik, die viel Kreativität hervorbrachte.
So besteht KwerBeat heute aus einer mehr oder weniger wechselnden Besetzung, zehn Mitgliedern des sogenannten „harten Kerns“ und einigen weiteren, die dann immer mal beim Proben oder bei Auftritten dabei sind und somit auch die musikalische Vielfalt garantieren. Bei den Jugendlichen kommt das Projekt gut an, obwohl, oder gerade weil es unter dem Dach der Kirche stattfindet.
Zunächst einmal ist die evangelische Jugend etwas, das die Band zusammenhält und neben den Räumlichkeiten auch sonst für manche Unterstützung sorgen kann, die für andere Bands schwerer zu bekommen ist. Ein dritter Platz beim Jugendförderpreis inklusive Preisgeld ermöglichte beispielsweise die Anschaffung eines elektronischen Schlagzeugs und auch sonst kommt vieles aus verschiedenen kirchlichen Fördertöpfen, da der Kirche die Jugendkultur nun einmal wichtig ist.
Umgekehrt ist der kirchliche Rahmen für Jugendliche absolut nicht abschreckend. „Kirche ist nicht instant uncool“, stellt Dennis fest. Schließlich geht es hier um ein attraktives Angebot, um die wirklichen Interessen der Jugendlichen und nicht um pädagogische Zeigefinger, wie auch Burkhard Brömme betont.
Noch dazu gibt es eben im kirchlichen Leben auch immer mal wieder Auftrittsmöglichkeiten und manchmal sogar die ganz großen Events, auf denen die jungen Musiker sich präsentieren können. Der wohl größte in diesem Jahr ist das Luther-Happening „Danke, Martin!“ zum Reformationsjubiläum in Osterode. Wenn am Freitag, 1. September, in der Stadthalle die Chöre des Kirchenkreises und das Barockorchester Camerata Allegra Beethovens 9. Sinfonie spielen und Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer seinen Festvortrag zur Freiheit des Menschen und der Rolle des Glaubens dabei hält, dann sind es die Musiker von KwerBeat, die anschließend im Park rocken.
Sie werden ein Programm zusammenstellen, das die Stadthallenbesucher hoffentlich noch zum Bleiben animiert und einige Jüngere hinzuzieht. Schließlich soll „Danke, Martin!“ jeden ansprechen und auch tatsächlich ein Feiern dessen sein, was Martin Luther aus der Kirche machte, nämlich eine in der Welt verankerte Organisation, die keinesfalls in Konkurrenz zu moderner Musik steht, sondern sie einzubinden weiß.
Christian Dolle