Altenheim wird zum Kurhotel

Nachricht Osterode, 31. März 2017
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Beste Stimmung bei allen Schauspielern

Das neue Theaterstück im Altenheim Siebenbürgen nimmt schräge Kurgäste aufs Korn

Das Angebot eines Pflegeheims, erst recht eines in kirchlicher Trägerschaft, sollte sich nicht nur auf die Grundbedürfnisse der Bewohner beziehen. Im Idealfall sollte das Heim zu einer Heimat werden und dementsprechend auch gesellschaftliches Leben über rein physische Pflege hinaus bieten. Im Altenheim Siebenbürgen in Osterode trägt hierzu seit inzwischen sechs Jahren das eigene Theaterprogramm bei.

Mitarbeiter stehen auf der Bühne, das Publikum kommt aus dem gesamten Stadtgebiet und sogar darüber hinaus und für die Bewohner ist es immer wieder ein kulturelles Highlight, wenn sich ihr Speisesaal in ein bis auf den letzten Platz gefülltes Theater verwandelt. Das wirkt sich laut Heimleiterin Karin Powering und Pflegedienstleiterin Doris Ebeling positiv auf das Image des Hauses aus und außerdem ist an diesem Abenden richtig Leben in der Bude.

Ziemlich lebendig geht es beim diesjährigen Stück auch auf der Bühne zu, das nämlich handelt vom Kurhotel Waldfrieden, in dem all die schrägen Typen anzutreffen sind, die es in solchen Einrichtungen tatsächlich so oder so ähnlich gibt. Martin Pinkert spielt die strenge Oberschwester, Christiane Terpe die um ihren Ruf besorgte Ärztin, Karin Powering die zum ersten Mal in ihrem Leben kurende Landwirtin, Kai Bollmann den vielleicht etwas gierigen guten Geist des Hauses, Dr. Justus Vellmer den Beamten im zweiten Frühling, Doris Ebeling die gut betuchte Dame, Sven Ruppe den für alle Freuden des Lebens offenen Geistlichen, Irina Schick die alles ironisch betrachtende junge Frau und Mario Fröhlich den etwas trotteligen Bruder der Landwirtin.

Zwischen all diesen Figuren gibt es erst einmal bissige Sticheleien, bevor sie sich aber zusammenraufen und am Ende sogar die große Liebe finden. Also einerseits eine treffende Persiflage auf den realen Kurbetrieb, den ein Zuschauer mit den Worten kommentierte: „Als ich auf Kur war, habe ich einige von denen tatsächlich getroffen.“ Andererseits ist es eben auch ein Bild für jede in sich abgeschlossene Welt, in der unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Zuerst einmal werden alle anderen kritisch beäugt, doch irgendwann stellen alle fest, dass sie im selben Boot sitzen und dass es gemeinsam deutlich angenehmer ist, dem Wellengang zu trotzen.

Vielleicht nimmt das Stück sogar manches aufs Korn, das Bewohner und Mitarbeiter in einem Altenheim tagtäglich erleben und kann dabei helfen, manche Dinge einfach mit Humor zu nehmen. Der Humor kam bei den Zuschauern jedenfalls an, natürlich auch durch die wahre Flut von Gags in den Dialogen, vor allem aber auch durch die Spielfreude der Laiendarsteller. Denn auch wenn sie alle inzwischen gut aufeinander eingespielt sind, ist bei den Auftritten deutlich zu spüren, dass es eben auch für sie eine schöne Abwechslung vom Alltag ist.

 

Das Stück „Kurhotel Waldfrieden“ wird noch am Dienstag, 4. April, um 17 Uhr, am Mittwoch, 5. April um 17 Uhr, am Freitag, 7. April, um 19 Uhr, am Samstag, 8. April, um 18 Uhr und am Sonntag, 9. April, um 17 Uhr im Altenheim Siebenbürgen aufgeführt.

Christian Dolle