„Toleranz braucht einen Standpunkt“
„Auch wenn Religion in meinem Leben keine besonders große Rolle spielt, fühle ich mich den christlichen Werten verbunden“, sagte Landrat Bernhard Reuter am Freitag bei der Eröffnung der Ausstellung „Religramme – Gesichter der Religionen“ in der Kurt-Schröder-Halle in Osterode. Schon in diesem Satz ist gelungen, was die Ausstellung erreichen will, nämlich dem Besucher die eigenen Überzeugungen bewusst zu machen und den Dialog über Glauben zu fördern.
Das sei gerade in der heutigen Zeit wichtig, um unsere immer heterogener werdende Gesellschaft auf den Werten des Grundgesetzes zu stärken, machte Reuter deutlich und betonte: „Kulturelle Vielfalt bedeutet nicht Beliebigkeit.“ Dem schloss sich auch die stellvertretende Osteroder Bürgermeisterin Helga Klages an, die insbesondere auf das Verhältnis von Christen und Muslimen einging und forderte, es dürfe keine Religion unter Generalverdacht gestellt werden, stattdessen gelte es, lebensnah über verschiedene Glaubensrichtungen zu informieren.
Genau das tut die Wanderausstellung der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers anhand von Vertretern der verschiedenen Religionen, die ganz persönlich über ihren Glauben berichten und damit ohne großen theoretischen Überbau einen Einblick gewähren. Nach Osterode geholt wurde die Wanderausstellung durch die Schulpastoren Horst Reinecke und Doris Ißmer, die dabei vom Kirchenkreis Harzer Land unterstützt wurden sowie natürlich von der BBS II, die die Kurt-Schröder-Halle zur Verfügung stellt. Das wiederum sei ihm ein wichtiges Anliegen, betonte Schulleiter Dr. Carsten Wehmeyer. „Unsere Schule ist extrem bunt geworden“, sagte er. Mit mehr als 100 geflüchteten Schülern und vielen weiteren mit nicht evangelischem oder katholischem Glaubenshintergrund erlebe er Tag für Tag hautnah, wie dieses friedliche Miteinander aussehen kann.
„Toleranz braucht einen Standpunkt“, stellte Superintendent Volkmar Keil fest. Nur wer sich seiner Überzeugungen sicher sei, könne auch anderen tolerant begegnen. „Toleranz braucht auch das Vertrauen, dass der andere uns nicht auffressen will“, fuhr er fort. Insbesondere der Islam habe bei uns ein Vertrauensproblem, obwohl auch die Muslime nichts anderes als die friedliche Koexistenz wollen. „Und Toleranz braucht Begegnung“, schloss er, Begegnung, wie sie diese Ausstellung bietet, die damit ein Stück Bildung auf dem Weg zu einer toleranten Gesellschaft bedeutet.
Begegnung, so fügte er mit Blick auf das weitere Programm noch hinzu, die aber auch bei den interessanten Vorträgen und Veranstaltungen im Rahmen der „Religramme“ geboten wird. Am Samstag, 11. März, wird um 18 Uhr zu einem Vortrag zum Thema „Tibetanischer Buddhismus“ mit Pastor Dr. Heiner Wajemann eingeladen. Um „Koptisch-Orthodoxe Kirche / Kloster der Hl. Jungfrau Maria und des Hl. Mauritius“ geht es am Sonntag, 19. März, ab 18 Uhr mit S.E. Bischof Anba Damian. Am Samstag, 25. März, ab 18 Uhr stellt Albert Schlecht die „Freie evangelisch christliche Gemeinschaft Aschenhütte“ vor. Und am Mittwoch, 29. März, ab 18 Uhr gibt es „Internationale kulturelle Musik“ bei der Vorstellung der interreligiösen Frauengruppe Osterode.
Die Ausstellung ist bis zum 30. März in der Kurt-Schröder-Halle zu sehen. Samstags vormittags ist sie öffentlich zugänglich, in der Woche haben sich bereits jetzt etwa 500 Schüler in verschiedenen Gruoppen angemeldet, so dass weitere Gruppen gebeten werden, sich mit Pastor Horst Reinecke, Tel.: 05522/5065240 oder pastor.reinecke@t-online.de in Verbindung zu setzen.
Christian Dolle