Zur Landwirtschaft: Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth referierte im Scharzfelder Gemeindehaus
Scharzfeld. Neun von zehn landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland sind Familienbetriebe. Und heutzutage erzeugt jeder Landwirt durchschnittlich Lebensmittel für 150 Menschen. „Landwirtschaft in Familienhand ist unerlässlich. Der ländliche Raum muss gestärkt werden“, erklärte Dr. Maria Flachsbarth, Mitglied des Bundestags und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft am Montagabend im Gemeindehaus der Thomas-Kirche in Scharzfeld. In ihrem Vortrag zum Thema: „Braucht die Landwirtschaft Reformen?", dem viele Landwirte und andere Interessierte folgten, ging sie „im Schweinsgalopp“ – wie Dr. Maria Flachsbarth feststellte – auf ein breites Themenspektrum ein: Gesunde Ernährung, Wertschätzung von Lebensmitteln, Tierwohl, internationale Verantwortung und eine leistungsstarke und wirtschaftlich lohnenswerte Landwirtschaft. Kirche und Landwirtschaft? Wie passt das zusammen? „Sehr gut!“, findet Pastor Andreas Schmidt. Denn schließlich leben Landwirte und Pastoren in ländlichen Gebieten Tür an Tür und kämen oft miteinander ins Gespräch. „In meiner vorherigen Gemeinde Sehnde kamen die Schweine vom Bürgermeister und wurden im Schatten der Kirche groß. Da wusste man: Da hat es das Tier bestimmt gut gehabt“, scherzte er. Doch die Rahmenbedingungen und Auflagen in der Landwirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren enorm verändert. „Wir haben es hier mit einem starken Strukturwandel zu tun. Nachfolgende Generationen wollen die elterlichen Höfe oft nicht übernehmen. Viele Bauern bewirtschaften ihren Hof im Nebenerwerb – oder er gehört ihnen selbst gar nicht mehr. Sozialkassen spüren den demografischen Wandel in der Landwirtschaft noch deutlicher als in anderen Bereichen“, erklärte die Staatssekretärin, die gleichzeitig auch Tierärztin und Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes ist. Man könne die Augen vor den Problemen vor Ort und im internationalen Kontext nicht verschließen. „Da wäre zum Beispiel der Aspekt, welche Auflagen es gibt, wie wir mit den Tieren, Krankheiten und Krisen wie Vogelgrippe oder Schweinepest umgehen. Dort schaue ich als Tierärztin natürlich kritisch hin. Oder auch die Frage, ob es wirklich sinnvoll und vernünftig ist, soviel Fleisch zu produzieren, wie noch nie“, so Dr. Maria Flachsbarth. Und weiter: „Wir müssen Maßnahmen ergreifen, dass die nächste Krise – die so sicher kommt, wie das Amen in der Kirche – nicht auf die Höfe zurückschlägt.“ Zum Abschluss ihres Vortrages warf die Bundestagsabgeordnete noch einen Blick auf derzeitige und künftige Projekte und Förderprogramme, an denen derzeit mit Hochdruck gearbeitet werde. So zum Beispiel „Zu gut für die Tonne“ (www.zugutfuerdietonne.de) und ein Label für mehr Tierwohl (www.tierwohl-staerken.de) , zwei Projekte, um das Bewusstsein und Wertschätzung für gesunde Ernährung und Produkte direkt vom Bauernhof zu stärken und beim Konsumenten die Einsicht zu bewirken, für das Wissen um die Herkunft der Waren und die artgerechte Haltung der Tiere gerne tiefer in die Geldbörse zu greifen. Auch die zahlreichen Fragen der alteingesessenen Landwirte beantwortete die Referentin geduldig und sicherte in manchen Fällen ihre Unterstützung zu
Foto und Text:Mareike Spillner