Liebfrauenkirche in Kalefeld
Seit sechs Jahren hat die Kalefelder Liebfrauenkirche neben dem mühseligen und steilen Aufgang mit Treppenstufen auf der anderen Seite auch einen anderen sanft steigenden komfortablen Weg. Zwei Aufgänge, zwei Zugänge zur Kirche, gibt es auch zwei oder mehr Zugänge zu Gott?
Als wir den neuen Eingang einweihten, gab uns ein Baby, das wir an dem Tag getauft haben, eine Antwort: es hieß Elias Balthasar! Welch eine Kombination an Namen! Es kam mir vor, als sollten diese beiden Namen das Programm sein für die beiden Eingänge zur Kirche, vor allem aber für unsere unterschiedlichen Zugänge zu Gott: Balthasar – da schwingt etwas Geheimnisvolles mit, ein bisschen Morgenland, und 1001 Nacht. Auch wenn wir den Namen Balthasar nicht in der Bibel finden, kennen wir ihn aus den Weihnachtsgeschichten. Balthasar, einer der Weisen aus dem Morgenland, nicht Jude und schon lange nicht Christ – die gab es ja noch nicht zur Geburt Jesu, sondern Heide, heidnischen fremdländischen, morgenländischen Glaubens. Er hat einen ganz neuen Zugang zu Gott und irgendwie kommt er an. Er erkennt: da in Bethlehem ist etwas geschehen, das gilt auch mir, der ich bisher mit diesem Volk und Glauben nichts zu tun hatte. Irgendwie hatte dieser Balthasar einen ganz direkten Zugang zu Gott gefunden, ohne die Stufen von Gesetz und Auslegung und Geboten und Regeln und rituellen Waschungen.
Was hätte Eliah 900 Jahre zuvor dazu gesagt? Dieser große Prophet – der andere Namensgeber unseres Täuflings von damals, war diesbezüglich alles andere als tolerant, schon sein Name ist Programm „Mein Gott ist der Herr“ so heißt Eliah übersetzt: das ist sein Programm für das er kämpft und streitet, Mein, sein Gott allein ist der Herr, und keine Götter aus dem Morgenland, oder den umherwohnenden Völkern, zu denen die Herrscher Israels sicherheitshalber mitbeteten. Es gibt nur diesen einen Gott für uns – er ist unser einziger Zugang zum Heil, predigt Elija und schließlich kommt zu einem dramatischen Wettstreit zwischen Eliah und den Baalspriestern, in dem sie sich blamieren und Gott der Herr seine Macht zeigt. Am Ende werden die Baalspriester alle getötet – das so genannte Gottesurteil am Karmel, eine grauenhafte Geschichte – und trotzdem mit viel Humor beschrieben. Wir haben nur den einen Zugang zu Gott, so sieht es Eliah.
Wir Christen haben nur den einen Zugang zu Gott, Jesus Christus – für uns ist es der richtige Weg zu Gott, nur wie ist es mit anderen Kulturen und Religionen. Wie ist es mit dem Balthasar, der seinen anderen Weg findet? In seinem Namen steckt der, den Eliah so bekämpft Baalthasar - Baal schütze sein Leben, oder später gedeutet als Gott schütze sein Leben. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis man festgestellt hat, es gibt nur den einen Gott – und es gibt - Gott sei Dank - mehrere Zugänge zu ihm. Ich wünsche uns in dieser Adventszeit, dass wir von beidem etwas haben, etwas von der Kraft und der Zielstrebigkeit und Zähigkeit des großen Eliah, mit der er daran festgehalten hat: Gott, auch wenn die Stufen in meinem Leben groß und schrecklich hoch sind, ich halte mich fest daran, dass du mir hilfst, dass du bei mir bist. Und etwas von dem anderen, von Balthasar, dass wir uns freuen, wenn es auch andere Zugänge gibt zu Gott: manchmal ganz leicht, ganz einfach ohne Stufen. Erfahren wir miteinander: Es gibt zu Gott keine Hürde, mache dich auf den Weg, einfach so, ohne Stufen und Schwellen ohne Hürden und Hindernisse, so wie du bist fröhlich springend oder nur mühselig gehend.
Pastor Rolf Wulkop
Foto: Kirchenkreis Harzer Land