Hubertusmesse mit dem Jagdhornbläserkorps des Hegerings Wedemark in der Schlosskirche
Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, Kirchen seien nur zu Weihnachten und zu Ostern richtig voll? Die Besucher der Hubertusmesse in der Schlosskirche St. Jacobi in Osterode wurden am vergangenen Samstag jedenfalls eines besseren belehrt. Der besondere Gottesdienst mit dem Jagdhornbläserkorps Hegering Wedemark/Jägerschaft Burgdorf hatte für volle Sitzbänke gesorgt und sogar dafür, dass viele auch nach dem Gottesdienst noch eine ganze Weile blieben.
Der Brauch der Hubertusmesse geht bis ins Mittelalter zurück und zeichnet sich durch Jagdhörner und einer mit dem Grün der Wälder geschmückten Kirche aus. Allerdings geht es nicht nur um das Jagen und alte Traditionen, sondern durchaus auch um die ganz zeitgemäße Frage nach unserem Verhältnis zur Natur bzw. unserem Umgang mit Gottes Schöpfung.
„Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch jagt, wie sich's gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt“, wurde der Eidspruch des Jägers verlesen und in den Lesungen und Gebeten klangen Mahnungen an, in Einklang mit der Natur zu leben, sie nicht auszubeuten und so zu tun als gehöre sie uns allein. Hinzu kam der Gedanke, dass auch alle Menschen dieser Welt Geschöpfe Gottes sind und somit auch soziale Gerechtigkeit und nicht zuletzt der Umgang mit Hilfsbedürftigen wie beispielsweise Flüchtlingen zum Bewahren dieser Schöpfung zählen.
„Was verbindet eigentlich Jäger und Pfarrer?“, fragte Pastor Michael Bohnert in seiner Predigt, „Dass sie hin und wieder einen Bock schießen.“ Doch sei das nicht alles, führte er weiter aus, beide steigen auch dann und wann auf eine Kanzel und warten dort auf den richtigen Zeitpunkt für einen Blattschuss. Selbstverständlich sieht er seine Gemeinde nicht als Beute an, stellte Bohnert zu deren Freude schnell klar, doch auch er will mit einem Wort oder einem Gedanken mitten ins Herz treffen.
Mit diesem besonderen Gottesdienst und dem anschließenden Konzert der Jagdhornbläser vor der Kirche könnte ihm das gelungen sein. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortung, an die appelliert wurde und die die Kirche mit übernehmen will auch von denen ernst genommen wird, die es in der Hand haben.
Christian Dolle